alexander frei
: Der Vergraulte

Alexander Frei stand nahe dem Mittelkreis. Und es war, als täte sich knapp zehn Minuten vor dem Ende des Bundesligaspiels zwischen Borussia Dortmund und Werder Bremen eine große Sprechblase über dem 29-jährigen BVB-Stürmer auf, als er die Hände in die Hüften stemmte und auf eine kleine Tafel am Seitenrand blickte. „Das kann nicht wirklich sein, dass er mich jetzt vom Platz holt“, stand in der Blase. Doch „er“, es handelte sich um Trainer Jürgen Klopp, hatte es wirklich so gewollt.

Die Auswechslung war nachvollziehbar. Frei hatte seine Schuldigkeit getan, nach 64 Minuten einen Elfmeter sicher zum einzigen Tor des Nachmittags verwandelt und wie alle Borussen eifrig gekämpft.

Aus der normalsten Sache der Welt wird in Dortmund eine Geschichte, wenn er, also Jürgen Klopp, ihn, also den extrem ehrgeizigen, oft mürrischen, stets hoch professionellen Alexander Frei, vom Platz holt. Die atmosphärischen Störungen zwischen dem Trainer und seinem besten Torschützen (neun Saisontreffer) waren schon vor dem Anpfiff von einigen Fans thematisiert worden. „Klopp! Bitte vergraul uns den Alex nicht“, hatten sie auf ein Plakat gepinselt. Dass Klopp und Frei ein schwieriges Verhältnis pflegen, gab der Stürmer nach der Partie trotz einiger diplomatischer Windungen zu. Warum sonst fehlte der Trainer bei einer Aufzählung von Personen, die ihm „die nötige Rückendeckung“ gaben und geben? Warum sonst sagte er: „An Gerüchten ist immer etwas dran“?

Der schwelende Konflikt zwischen Klopp und Frei trübt dessen Zukunftsaussichten. „Ich kann hier nur die Klappe halten und Leistung bringen“, sagte der Schweizer, der nicht für die von Klopp favorisierte Art des Fußballspielens geeignet ist. Der Trainer mag den Typ „schneller Konterstürmer“, der den Gegner im Spielaufbau mit Lauffreude und taktischer Disziplin stört. In Nelson Valdez und Mohamed Zidan hat Klopp zwei Stürmer dieses Typs. Von ihnen geht aber weit weniger Torgefahr aus als von Frei. Der Schweizer verwies auf seine Quote von 31 Treffern in 65 Spielen für den BVB und fragte rhetorisch: „Gar nicht schlecht, oder?“ MARCUS BARK