zahl der woche
: Viel Post fürs Emissionsamt

2.300

Die 90 Mitarbeiter der deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt müssen in den kommenden Wochen viel Post lesen. 2.300 elektronische Briefe sind eingegangen, in denen Unternehmen beantragen, wie viel Treibhausgas sie nach den Regeln des Zuteilungsgesetzes in die Luft pusten wollen. Die dreiwöchige Antragsfrist lief in dieser Woche ab – ein großer Schritt hin zum Emissionshandel.

Der Postverkehr hat mit einer verstaubten Amtspoststelle nichts gemein: Er wird wird rein elektronisch abgewickelt – mit fälschungssicherer Signatur. „Diese Software wird erstmals in Deutschland in einer solchen Größenordnung angewendet“, sagt die Sprecherin der Emissionshandelsstelle, Katja Rosenbohm. Die E-Post ist nicht nur schneller, sondern auch billiger – und zwar für die Unternehmen. Denn die nationale Behörde soll ausschließlich von den Gebühren der Antragsteller finanziert werden und nicht vom Steuerzahler – auch das ein Novum in der deutschen Amtslandschaft.

Für eine Tonne CO2-Verschmutzungsrecht zahlen die Unternehmen zwischen 1,5 und 3,5 Cent Verwaltungsgebühr – Großverschmutzer weniger pro Tonne als die kleineren. Verpflichtet zum Handel sind Betriebe mit Feuerungsanlagen ab 20 Megawatt Leistung. Dazu gehören Kohlekraftwerke ebenso wie größere Biomasse-Kraftwerke oder Müllverbrennungsanlagen. Energieverschlinger wie Zement-, Glas- und Papierproduzenten sind dabei, auch Hersteller von Autos und Tütensuppen oder Flughafenbetreiber stehen auf dem so genannten Allokationsplan. Zugeteilt werden die Rechte in der Regel danach, wie viel Kohlendioxid ein Betrieb 2000 bis Ende 2002 ausgestoßen hat. Davon gibt es allerdings zahlreiche Ausnahmen – für bereits erfolgreiches Einsparen oder für Produktionsprozesse, bei denen sich nichts mindern lässt.

All diese Verschmutzer dürfen zusammen in den nächsten drei Jahren pro Jahr 495 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen. Das entspricht einer Minderung von 2,91 Prozent gegenüber heute – eine Zahl, um die Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) und der grüne Umweltminister Jürgen Trittin schwer gerangelt haben. Drei Prozent Minus hätten es sein müssen, damit Deutschland seine Kioto-Ziele erreicht.

In den nächsten Wochen müssen die Beschäftigten der Emissionshandelsstelle eine Menge Überstunden schieben. Anfang November geben sie allen Unternehmen über ihre CO2-Rechte Bescheid. Das wird nicht ohne Widerspruch abgehen. „Wir rechnen damit, dass wir nicht alles bewilligen können“, sagt Sprecherin Rosenbohm. Die Verschmutzungsrechte werden ab 2005 EU-weit gehandelt. Stromhändler, Börsenmakler und E-Bay machen sich schon fit für ein neues Geschäftsfeld.

BEATE STRENGE