Gentech gut und böse

Britische Großstudie: Herbizidfeste Rüben und Raps schaden Umwelt. Gentechnik-Mais dagegen besser

BERLIN taz ■ In den bislang größten Studien ihrer Art kommen britische Forscher zu dem Schluss, dass der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen Unkrautsamen, Schmetterlinge, Weichtiere – und damit in der Folge auch Vögel zurückdrängen kann. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler im Auftrag der Regierung nach dem Anbau von Gentech-Zuckerrüben und Gentech-Raps auf je 60 Äckern – und dem Vergleich mit konventionellen Sorten.

Der Vergleich von herbizidresistentem Mais mit konventionellem Mais auf ebenfalls 60 Äckern ergab dagegen ein positives Ergebnis: Hier fanden sich mehr Schmetterlinge und Bienen auf dem Gen-Acker als auf dem normal bestellten. Ursache für die verschiedenen Ergebnisse ist die verbliebene Menge an Unkräutern und Unkräutersamen auf dem Acker, die Wirbellosen und Vögeln als Nahrung dienen. „Die Studien unterstreichen die Bedeutung der Unkräuter zwischen den Getreidepflanzen für die natürlichen Lebensgemeinschaften in und um das Farmland“, erklärte der Koordinator der Studien, Les Firbank, vom Zentrum für Hydrologie und Ökologie in Merlewood.

Die britische Regierung hatte die 8,6 Millionen Euro teuren Studien vor vier Jahren in Auftrag gegeben, um über die Fortsetzung des Moratoriums über den Anbau von genveränderten Pflanzen zu entscheiden. Angesichts der unterschiedlichen Ergebnisse weisen die Forscher darauf hin, dass sich keine generellen Aussagen machen ließen und ein Einsatz von Fall zu Fall zu entscheiden sei. Das britische Kabinett will in den nächsten Monaten über seine Haltung zum Moratorium entscheiden. Der Chefwissenschaftler der britischen Regierung erklärte gegenüber der BBC, dass angesichts der Ergebnisse das Moratorium aufrechterhalten bleiben solle.

Untersucht wurden genmanipulierter Ölraps und Mais von Bayer sowie Gentech-Zuckerrüben von Monsanto. Alle drei Sorten wurden durch den Einbau von Bakterien-Genen unempfindlich gegen die Unkrautvertilger Roundup-Ready beziehungsweise Basta gemacht. Dadurch können diese recht aggressiven Herbizide stärker eingesetzt werden als normal. In der Folge werden im Fall von Raps und Rüben die Unkräuter viel stärker zurückgedrängt als beim konventionellen Vergleichssystem. Entsprechend leidet auch die Fauna.

Beim Mais hingegen macht das neue System eine spätere Anwendung des Unkrautvertilgers möglich, was netto etwas milder für die Umwelt ausfällt. Zudem nutzten die Bauern für den normalen Raps ebenfalls einen sehr aggressiven Vertilger, nämlich Atrazin, das in Deutschland bereits verboten ist und auch in der EU aus dem Verkehr gezogen werden soll.

Umweltschützer wie Greenpeace kritisierten die Studien als zu eng gefasst: Risiken wie die Auskreuzung der gentechnischen Eigenschaften auf Unkräuter wurden nicht untersucht. Erst im September hatte eine landesweite Debatte, an der über 40.000 Briten teilnahmen, eine breite Ablehnung der Gentechnik ergeben. MATTHIAS URBACH