Amerikaner wollen HDW behalten

Der amerikanische Investor OEP hält an seiner Mehrheitsbeteiligung bei der Kieler Werft HDW fest. Für einen rein europäischen Werftenverbund sieht es jetzt schlecht aus

BERLIN taz ■ Die größte deutsche Rüstungswerft bleibt vorerst in amerikanischen Händen. Der US-Finanzinvestor One Equity Partners (OEP) will weiterhin Mehrheitsaktionär an der Kieler Werft HDW bleiben. Das berichtete gestern die Financial Times Deutschland unter Berufung auf Insiderkreise. Damit dürften sich vorerst die Hoffnungen auf einen rein europäischen Werftenverbund mit HDW zerschlagen, wie sie der deutsche Bundeskanzler und der französische Präsident bei ihren Treffen im September noch äußerten. Vor allem Deutschland und Frankreich wollen sich damit gegen die US-amerikanische Dominanz auf dem Markt wehren.

Zum Schrecken deutscher Politiker hatte sich OEP im vergangenen Jahr für 700 Millionen Euro bei HDW eingekauft. Nach einem gescheiterten Weiterverkauf wollten die Amerikaner die Werft in den vergangenen Monaten wieder loswerden. Für Deutschland und Frankreich war das noch mal die Gelegenheit, HDW in einen geplanten Verbund mit Thyssen und zwei französischen Rüstungskonzernen einzubinden. Als Vorbild dient der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS. Für einen möglichen Verbund ist die HDW unabdingbar, denn die Kieler sind führend im Bau von konventionell und Brennstoffzellen-betriebenen U-Booten.

Um zukünftige Verkäufe deutscher Rüstungsfirmen zu kontrollieren, will sich die Bundesregierung nun bei Veräußerungen von mehr als 25-prozentigen Anteilen an Rüstungsfirmen ein Vetorecht einräumen.

Der Sinneswandel bei OEP, nun doch an der Aktienmehrheit bei HDW festzuhalten, könnte verschiedene Gründe haben. Bislang waren dem US-Investor die Preisangebote von Interessenten an der Kieler Werft stets zu niedrig. Zum anderen hat sich HDW in den vergangenen Wochen viele lukrative Aufträge gesichert. Dazu gehören der millionenschwere Bau von vier Containerschiffen und die portugiesische Bestellung von zwei U-Booten im Wert von 850 Millionen Euro.

Nach Angaben von Spiegel-online fühlt auch die israelische Regierung im Bundeswirtschaftsministerium wegen zweier neuer U-Boote vor. Dabei könnte es um eine besonders heikle Bestellung gehen. Laut einer Studie des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit (Bits) baut Israel angeblich mit den deutschen U-Booten seine atomare Abschreckung aus. So seien drei bereits an Israel gelieferte U-Boote extra mit 650-Millimeter-Torpedorohren ausgerüstet worden. Diese eigneten sich für den Abschuss von Flugkörpern größerer Reichweite. Allerdings räumt die Studie ein, dass die für Israel in Frage kommenden Flugkörper – wie Harpoon-Raketen – für die nukleare Bewaffnung von U-Booten ungeeignet seien.

Die deutsche Regierung knausert bei dem Thema mit Informationen. Ein Sprecher im Wirtschaftsministerium wollte eine mögliche Anfrage Israels nach U-Booten nicht kommentieren. Über die Verwendung der 650-Millimeter-Torpedorohre lägen der Bundesregierung „keine Erkenntnise“ vor. MARIUS ZIPPE

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