Hetze gegen Nobelpreisträgerin

Delmenhorster „Muslim-Markt“ nennt Schirin Ebadi „verkommene Person“. Das muslimische Internetportal fiel schon früher mit radikalen Positionen auf

Bremen taz ■ Eine „verkommene Person“ nennt der Delmenhorster Yavuz Özoguz die designierte iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi. Und lobt Spiegel-Online dafür, zum Bericht über die Menschenrechtlerin ein Foto ausgewählt zu haben, auf dem die Frau mit Kopftuch abgebildet war. Eine Provokation, auf die Spiegel-Online gestern reagierte: Man habe auf die Schnelle kein anderes Bild gehabt, hieß es unter www.spiegel.de – wo zugleich das Foto einer unverhüllten Schirin Ebadi zu sehen war, direkt neben einem kritischen Bericht über den Delmenhorster Muslim-Markt und Gründer Yavuz Özoguz.

Der als religiöser Fundamentalist und Antizionist bekannte Özoguz – Betreiber eines der größten deutschsprachigen Internetportale für Muslime – hatte noch am Tag, als die geplante Ehrung der iranischen Anwältin bekannt wurde, gehetzt: Der Westen handele in typischer Manier, „Islam ja, aber ohne Kopftuch. Islam ja, aber ohne islamisches System. Islam ja, aber mit Kampf gegen die Islamische Republik Iran.“ Dafür überhäufe man „selbst verkommene Personen mit Millionenbeträgen“.

Özoguz geriet damit nicht das erste Mal in die kritische Presse. Zuletzt war der an der Bremer Universität tätige Ingenieur als Urheber eines Internetauftritts mit schnellem Link zur libanesischen Schiitenmiliz Hisbullah aufgefallen. Und weil er anti-israelische Mails vom Dienst-Computer aus verfasst hatte, handelte er sich letzten Herbst eine dienstliche Rüge ein. Bei der mittlerweile traditionellen Bremer Islam-Woche war er darum nicht willkommen. Presseberichten zufolge beobachtet der Verfassungsschutz den Mann. Als „Schläfer“ gilt er aber nicht, da er die Öffentlichkeit mit seinen Traktaten ja suche – die bisher keine strafrechtlichen Folgen hatten. Was Özoguz mit Verweis auf freie Meinungsäußerung richtig findet. ede