London für Entschuldung der ärmsten Länder

Großbritannien will den ärmsten Staaten der Welt Teil der Schulden erlassen. Deutschland unter Zugzwang

BERLIN taz/dpa ■ Ein britischer Vorschlag könnte die Lage der ärmsten und überschuldeten Länder der Erde deutlich verbessern. Großbritannien will rund ein Zehntel ihrer Schulden bei der Weltbank und anderen Entwicklungsbanken künftig aus eigener Tasche finanzieren. Die Briten fordern die anderen Industrieländer auf, dem ebenfalls nachzukommen und somit den ärmsten Ländern alle Schulden bei den internationalen Entwicklungsbanken zu erlassen. Der britische Schatzminister Gordon Brown wollte seinen Plan gestern Abend in Brighton verkünden.

Die Übernahme der Schulden würde den britischen Steuerzahler etwa 100 Millionen Pfund (147 Millionen Euro) kosten. Nach Informationen der BBC planen Frankreich und Kanada, sich der Initiative anzuschließen. Umso größer wäre der Druck, der nun auf den USA, Japan und Deutschland lastet. Denn bereits auf der Weltbanktagung, die kommendes Wochenende in Washington beginnt, wird das Thema Entschuldung auf der Tagesordnung stehen. Thilo Hoppe, der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen, forderte die Bundesregierung auf, „ernsthaft zu prüfen, ob sie diesem Beispiel rasch folgen kann“.

Vor fünf Jahren wurde in der HIPC-Initiative für die 38 ärmsten hoch verschuldeten Länder der Erde ein Erlass eines Teils der Schulden von den Industrieländern zugesagt. Allerdings hat sich die Lage dieser Staaten seitdem eher verschlechtert.

MATTHIAS URBACH

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