Beiläufige Königsklasse

In der Champions-League gelten Siege der SG Flensburg als Pflicht. Fans wollen den deutschen Meistertitel

Flensburg taz ■ Für gewöhnlich sind solche Spiele kleine Festtage. Die SG Flensburg-Handewitt feierte am Sonnabend ihr Heimdebüt in der Handball-Champions-League. Der slowakische Meister MSK Povaszka Bystrica gastierte in der Campushalle – und die Flensburger gewannen ihre Premiere souverän mit 37:30 (19:11). Nach zwei Siegen in zwei Spielen rangiert Flensburg nun auf Platz eins in der Vorrunden-Gruppe F.

Das Flensburger Publikum nimmt den Erfolg seiner Mannschaft jedoch erstaunlich routiniert zur Kenntnis. Während die Champions-League anderenorts ganze Landstriche in kollektiven Freudentaumel versetzt, registriert man im Norden Schleswig-Holsteins die Partien in Europas Königsklasse fast schon beiläufig. Gerade einmal 4.800 Zuschauer kamen in die 6.000 Menschen fassende Campushalle. Und das, obwohl der finanziell arg gebeutelte Handy-Konzern Motorola schon tausend Tickets kostengünstig an seine von Massenentlassungen bedrohten Mitarbeiter vergeben hatte.

Woran liegt die mangelnde Resonanz in der ansonsten so handballversessenen Grenzstadt? Vielleicht war es ja der wenig namhafte Gegner. „MSK Povaszka Bystrica? Das ist ein slowakischer Handballclub, mehr weiß ich auch nicht“, sagte Flensburgs Rechtsaußen Stefan Schröder noch vor der Partie wenig werbewirksam in der lokalen Zeitung. Womöglich hat auch der ehemalige SG-Trainer Erik Veje Rasmussen Recht: „Der Europapokal interessiert hier ohnehin niemanden. Was zählt, ist die Deutsche Meisterschaft.“

Da ist es tröstlich, dass sich zumindest ein Flensburger für die Champions-League interessiert. „Ich freue mich besonders auf diesen Wettbewerb“, sagt SG-Manager Thorsten Storm. Seine Freude ist durchaus berechtigt. Zwar verheißt der Wettbewerb dem Klub vorerst kaum Zuschauereinnahmen, aber immerhin winken werbeträchtige Fernsehauftritte. So hat der NDR eine Live-Übertragung der Partie gegen den schwedischen Meister Redbergslid in Aussicht gestellt.

Jene Zuschauer, die in die Campushalle gekommen waren, bekamen eine einseitige Partie zu sehen. Das lag auch am mangelnden Format des Gegners. Bystrica erreichte phasenweise nicht einmal Bundesliga-Niveau.

Derweil träumt Manager Thorsten Storm schon von höheren Weihen: „Ich wünsche mir ein Finale gegen Barcelona.“ Dann dürfte auch die Halle ausverkauft sein. MATTHIAS ANBUHL