Beuys und seine GenossInnen

An einer Düsseldorfer Gesamtschule werden Schülerfirmen in Genossenschaften umgewandelt. Die SchülerInnen sollen auf diese Weise Alternativen zum kapitalistischen Gewinnstreben kennen lernen

Schüler sollen lernen, dass es mehr gibt als Kapitalmärkte und Aktienkurse

VON ULLA JASPER

Begriffe wie Kapitalismus, Aktienkurse und Shareholder-Value werden im Lehrplan der Düsseldorfer Joseph-Beuys-Gesamtschule zukünftig ersetzt durch Genossenschaftsrecht, Solidarität und Selbstverwaltung.

Als erste Schule in Deutschland hat die Beuys-Gesamtschule beschlossen, Schülerfirmen, die die von den Pennälern gegründet wurden und in denen Schüler eigene Geschäftsideen erproben können, in eine Genossenschaft umzuwandeln. Bisher war der schülereigene Schreibwaren- und Buchladen ebenso wie andere von Schülern betriebene Kleinunternehmen in Anlehnung an Aktiengesellschaften organisiert. Dass es sich bei vielen Schülerfirmen bisher um eine Art gewinnorientierte Aktiengesellschaft handelte, ist nicht überraschend – Hauptförderer und Unterstützer der meisten Schulunternehmen ist das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.

Doch die Gewinnmaximierung kapitalistischer Wirtschaftsunternehmen passe nicht zu dem Charakter einer Gesamtschule und den Vorstellungen des Namenspatrons der Schule, findet die Schulleitung: „Beuys setzte sich für alternative Wirtschaftsformen ein, war für demokratische Gleichheit und selbst verantwortliches Handeln auch im Wirtschaftsleben“, so die Schulleiterin Marlies Kohnert. Mit der Gründung von Genossenschaften sollen die Jugendlichen nun lernen, dass es Alternativen zur gewinnorientierten, kapitalistischen Unternehmenskultur gibt.

Dennoch soll das Projekt den Schülern einen realitätsnahen Einblick in das Wirtschaftsleben vermitteln, wie Lehrer Burkhard Weber betont: „Die Schüler erhalten für ihre Aktivitäten außerhalb des normalen Unterrichts einen Stundenlohn in Höhe von zwei bis vier Euro.“ Reich wird davon allerdings niemand, denn „Steuern und Sozialabgaben“ müssen auch noch bezahlt werden. Anders als im richtigen Leben sollen diese Abgaben am Ende des Schuljahres dazu dienen, dass eine Wirtschaftsprüfung die Arbeit der Genossenschaft überprüfen kann.

Gefördert werden die GenossInnen derzeit durch Mittel des Bundesfamilienministeriums und der EU, die für die erste Förderperiode 3.000 Euro und für die zweite weitere 5.000 Euro zur Verfügung gestellt haben. Dennoch gebe es bisher nur wenige weitere Beispiele für Schulgenossenschaften, so Silke Marzluff, die am Dortmunder Bildungswerk „Umbruch“ Seminare zum Thema Schulgenossenschaften organisiert. Das Interesse an Workshops und Informationen zu dem Thema sei zwar groß, „doch es gibt etliche Formalien, die erst geregelt werden müssen, bevor man eine Schulgenossenschaft gründen kann“.

Den Schritt der Beuys-Gesamtschule begrüßt Marzluff deshalb umso mehr. „Die Schüler sollen lernen, dass es mehr gibt als nur Kapitalmärkte und Aktienkurse.“