Pflichtlachen über die immergleiche Soße

Das Internationale Köln Comedy-Festival bietet vom 1. bis 17. Oktober in 17 Spielstätten 140 Mal die Gelegenheit zum Lachen. Gesponsert wird es von RTL. Immerhin treten Künstler auf, die wegweisend für anspruchsvolleren Humor sind

Das 14. Internationale Köln Comedy Festival ist sicher ein probates Mittel gegen schlimme Miesmacher der Zeit wie Hartz IV, Globalisierung, Politik und das Wetter. Einfach mal weggammeln, ohne Nachdenken. Nur Unterhaltung eben. Ist ja nicht ganz unwichtig. Sonst gibt‘s graue Zellen, graue Haare und Sabine Christiansen. Sagte nicht Charlie Chaplin bereits: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“? Oder sagte er Lächeln?

Lach-Gelegenheiten wird‘s genug geben: vom 1. bis 17. Oktober 140 Veranstaltungen mit 200 Künstlern, darunter 40 Premieren, in 17 Spielstätten! Grund zu Skepsis gegenüber der fernsehgeförderten Lachkultur gibt es durchaus – dank der Menschen, die lachen, aber eigentlich nicht wissen, worüber.

Nun, leider wird das Festival, das seit 1991 existiert und natürlich eine einzigartige Erfolgsgeschichte ist, auch von einem großen Kölner Privatsender gesponsert, der sich das große TV-Lachen ja quasi auf die Programmfahne geschrieben hat. Vielleicht fehlt dem Programm deshalb ein künstlerisches Motto, ein Slogan oder eine Richtung. Wie „Spaß gegen Schröder!“ Oder: „Die Witzgesellschaft macht mobil!“ Hahaha! Aber da Comedy erklärter Spaß für die Apolitischen ist, ist es wie bei Geldgeber RTL auch eine immergleiche Soße, über die man lachen soll: Frauen, Männer, Frauen und Männer, Autos. Lachen ist das Motto, Lachen für jedermann. Hahaha!

Deshalb sind es Spaßvögel wie Atze Schröder, Markus Maria Profitlich, Mario Barth, Ausbilder Schmidt oder „Night Wash“, über die wir hier bestimmt nicht sprechen. Auch nicht über die Verleihung des deutschen Comedy-Preises, eine üblicherweise langweilige RTL-Aufzeichnung, in der 10 Millionen Zuschauer später im TV zuschauen, wie immer die Falschen die Preise bekommen. In diesem Jahr sind unter anderem Bastian Pastewka und Michael Herbig nominiert – und Anke Engelke nicht!

Das ist nicht spannend, aber immerhin o.k. Wie das ganze Programm. Viel interessanter sind die Grenzgänger des Festivals, bei denen man zwischen Kabarett und Comedy wenigstens noch das Gefühl hat, man lacht nicht ganz umsonst. Das sind Künstler, die auf ihre Weise richtungweisend für einen anspruchsvollen Humor sind: Wie etwa Andreas Rebers, Hennes Bender, Käthe Lachmann & Popette Betancor, Dagmar Schönleber oder Wolfgang Nitschke.

Der internationale Teil des Internationalen Festivals fällt diesmal so peinlich klein aus, dass er aus dem Namen des Festivals gestrichen werden könnte. Eigentlich hat sich die deutsche Standup-Comedy aus dem angloamerikanischen Raum entwickelt. Das „Flanagan‘s“, erstmals als Veranstaltungsort dabei, präsentiert – wenn man Emil Steinberger im „Limelight“ nicht mit rechnet – die einzigen internationalen Stars, darunter wieder Mark Britton.

Zum Glück war das Festival immer ein Entdeckungsbetrieb für junge Künstler. Ein Auge sollte man auf die Veranstaltungen im „Wohnzimmertheater“, „Olli‘s kleine Bühne“ oder im „Klüngelpütz“ werfen.

Wo wir schon beim Nachwuchs sind. Seit Januar dieses Jahres gibt es eine neue Kleinkunstbühne in Köln, das Eifelturm-Theater. Die Betreiber Jan Bergrath und Michi Kleiber hatten sich als Veranstaltungsort für das Festival beworben. Im März bekam das Theater von der Köln Comedy Festival GmbH eine Absage, mit der Begründung, dass man „bei schon geplanten 120 Vorstellungen die Konkurrenzsituation im Bereich der Klein-Theater nicht weiter verschärfen, sondern in diesem Jahr die Gesamtzahl der Veranstaltungen nicht erhöhen, sondern eher verringern wolle“. Das Eifelturm-Theater ist nun das einzige Kleinkunsttheater, das nicht zugelassen ist, bei wieder 140 Vorstellungen wie im Vorjahr. Ein schlechter Witz der Veranstalter. Ingo Petz

www.koeln-comedy.de