Auf Schrumpfkurs

Der Medienkonzern Bertelsmann hat bei seiner Bilanzpressekonferenz wenig Gutes zu vermelden

Schwarze Wolken über Gütersloh: Die Medienbranche schwächelt, und der weltweit viertgrößte Medienkonzern Bertelsmann macht keine Ausnahme. Zwar stieg der Konzernumsatz im letzten Jahr nominell geringfügig noch mal um 1,3 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro – aber der Gewinn sank um ein Drittel auf 270 Millionen Euro.

In fast allen Bereichen deuten die Zahlen auf Schrumpfkurs. Die Verlagsgruppe Random House, die im traditionellen Buchklubgeschäft engagierte Direct Group sowie Gruner + Jahr erlitten Umsatzeinbrüche zwischen 6,3 und 2,2 Prozent. Der neue Vorstandschef von Gruner + Jahr, Bernd Buchholz, hat auf die Krise indes schon reagiert: mit der Zusammenlegung der drei G+J-Wirtschaftstitel Capital, Impulse und Börse Online mit der Financial Times Deutschland am Standort Hamburg, die „per Ende Februar“ exekutiert wurde. Buchholz verteidigte die „zugegebenermaßen harte Entscheidung“ als „für den Erhalt unserer Wirtschaftsmedien richtig und wichtig“. Gemeint sind die 110 betriebsbedingten Kündigungen bei gleichzeitigem Angebot an die Gefeuerten, sich zu verschlechterten Konditionen um die ersatzweise ausgeschriebenen 50 bis 60 Stellen in der neuen Großredaktion zu bewerben. Laut Bertelsmann-Vorsitz Hartmut Ostrowski steht dies durchaus im Einklang mit der Gütersloher Unternehmenskultur, deren oberste Maxime die „Sicherung der Unternehmenskontinuität“ sei.

Auch über der einzig verbliebenen Cash-Cow, der RTL-Group, braut sich Unheil zusammen: Zwar legte der Umsatz noch mal leicht um 1,2 Prozent auf 5,8 Mrd. Euro zu. Aber schon im vierten Quartal 2008 brachen die Werbeumsätze spürbar ein. TV-Chef Gerhard Zeiler erwartet einen länger anhaltenden Abschwung.

Die Bilanz sähe noch düsterer aus, hätten die Bertelsmänner nicht im vergangenen Sommer die defizitäre Musiksparte abgestoßen. Der Verkauf des 50-prozentigen Anteils an Sony spülte immerhin 1,2 Mrd. Euro in die Kassen, die für die Schuldentilgung dringend benötigt werden. Schulden, die beim Rückkauf des 25-Prozent-Aktienpakets vom belgischen Investor Albert Frère entstanden, mit dem eine Notierung an der Börse verhindert werden sollte. Prognose für 2009? Ostrowski: „Es wird ein schwieriges Jahr.“ GÜNTER HERKEL