Tony Blair bereut nichts

Britischer Premierminister verteidigt auf Parteitag Irakkrieg. Rede durch Proteste von Kriegsgegnern unterbrochen. Innenpolitische Themen stehen im Vordergrund

BRIGHTON taz ■ Natürlich könne er sich dafür entschuldigen, sagte Tony Blair, dass die Geheimdienstinformationen über Iraks Massenvernichtungswaffen falsch waren. Aber er werde sich keinesfalls für die Entfernung Saddams aus seinem Amt entschuldigen. „Er ist besser aufgehoben im Gefängnis als an der Macht.“ Der britische Premier rief in seiner Rede gestern auf dem Parteitag im südenglischen Brighton die Kritiker des Irakkrieges auf, die Vergangenheit ruhen zu lassen und stattdessen Einigkeit bei der Neuordnung des Irak zu demonstrieren. Diesen Wunsch werden ihm die Delegierten kaum erfüllen: Sie haben gegen Blairs ausdrücklichen Wunsch für eine Dringlichkeitsdebatte zum Irak gestimmt, die morgen stattfindet.

Blair hatte seine Rede kaum begonnen, als er von einem Zwischenrufer unterbrochen wurde. „Du hast Blut an deinen Händen“, rief Hector Christie, ein Parteimitglied aus Torridge. Blair antwortete, dass er ruhig protestieren könne: „Zum Glück leben wir in einer Demokratie, in der du das darfst.“ Christie durfte dann aber doch nicht, sondern wurde von Ordnern gewaltsam aus dem Saal gezerrt.

Mit seiner Rede hat Blair den Wahlkampf für die Unterhauswahlen eingeläutet, die wahrscheinlich im Mai stattfinden werden, obwohl man sich auch ein Jahr länger Zeit lassen könnte. Blair betonte deshalb innenpolitische Themen. Für eine historische dritte Amtszeit versprach er mehr Geld für Bildung, Gesundheit und Wissenschaft sowie genügend Hortplätze, sodass Kinder von acht Uhr morgens bis sechs Uhr abends betreut werden können. Ob diese Versprechen bei den Wählern ankommen, wird sich schon morgen bei der wichtigen Nachwahl im nordostenglischen Hartlepool erweisen. RASO