frisches flimmern
: Dunkle Abgründe

Der spanische Filmemacher Pedro Almodóvar (“Alles über meine Mutter“) dreht keine Komödien mehr. In seinem neuesten Film „Schlechte Erziehung“ erzählt er auf tragische Weise vom Verlust des Glaubens. „Die Kirche interessiert mich gar nicht, nicht einmal als Gegnerin oder Hassobjekt“, sagt er. Sein Melodram ist wie ein Film noir aufgebaut. Erst nach und nach entfaltet er seine verwickelte Geschichte mit Rückblenden und Off-Kommentaren: Im Madrid der 80er Jahre, während der kulturellen Aufbruchsbewegung der Movida, sucht der junge Regisseur Enrique Goded (Fele Martínez) verzweifelt nach einer Geschichte für seinen neuen Film. Da besucht ihn ein Mann namens Angel (Gael Garcia Bernal), der sich als sein Jugendfreund Ignacio ausgibt. Almodóvar schöpft für „Schlechte Erziehung“ wieder aus eigenen Lebenserfahrungen, auch wenn er seinen Film nicht autobiografisch verstanden wissen will: „Ich stecke teilweise in den Figuren, aber ich schildere keineswegs meine eigene Lebensgeschichte.“

Das Glimmen einer Zigarette, ein Tattoo, ein erigierter Penis. Nur schemenhaft erkennt die allein lebende Frannie Avery (Meg Ryan) ein Pärchen beim flüchtigen Oralsex im Untergeschoss einer New Yorker Kneipe. Als die Frau allerdings am nächsten Tag brutal ermordet wird, gerät Frannies Welt ins Wanken. Der Mann mit dem Tattoo stellt sich als Detective Malloy (Mark Rufallo) vor, der in dem Mordfall ermittelt. Seltsamerweise ist Frannie fasziniert von dem undurchsichtigen Macho-Polizisten und beginnt eine Affäre. „Wissen ist keinen Furz wert“, sagt Malloy einmal. Hin- und hergerissen zwischen Misstrauen und Begierde kommt sie dem Serienkiller in die Quere. Der neue Film „In the Cut“ der Oscar-Preisträgerin Jane Campion (“Das Piano“) handelt auch von der Paranoia im heutigen New York. Die düstere Stimmung der Kriminalgeschichte erinnert auch an das „Film-noir“-Genre. Die weibliche Hauptfigur in der konstruiert wirkenden Story ist wieder charakterstark, aber einsam. „In the Cut“ ist ein Erotikthriller, der noch genüsslich nostalgische männliche Rollenklischees aufzählt. Aber der neurotische Ex-Freund im Arztkittel (Kevin Bacon) ist witzig. STEFAN ORTMANN