Behrens bleibt auf dem Teppich

Beim Besuch der Essener Moschee Fatih Camii bestärkt Innenminister Behrens Muslime, die für Integration werben. Der Minister vertraut auf enge Kontakte zwischen Polizei und Moscheevereinen

AUS ESSEN HOLGER ELFES

Entschiedenes Vorgehen gegen gewaltbereite Islamisten und der Wille zum Dialog – für Innenminister Fritz Behrens (SPD) kein Widerspruch. Gestern besuchte Behrens die türkische Moschee Fatih Camii in Essen-Katernberg und traf dort auf zwei Imame, die ihrerseits zu mehr Integrationsbereitschaft und Rückbesinnung auf die wahren Werte des Islam aufrufen.

„Der Fanatismus sät Verdorbenheit und zerstört die Länder – vom Islam ist er weit entfernt“, so Imam Tahir El Zein von der libanesischen Gemeinde Katernberg. Tahir El Zein hat islamistische Attentate, so auch den Anschlag auf das World Trade Center, öffentlich vehement verurteilt. Dabei sind gerade libanesische Gemeinden anfällig für extremistische Strömungen, auch aufgrund des unklaren Aufenthaltsstatus vieler ihrer Mitglieder, der sie von Arbeitsmarkt und Hochschulen weitgehend ausschließt. Dennoch plädiert der Imam an alle Muslime, „dieses Land als das ihre anzusehen, es zu schützen und Gefahren von ihm abzuwenden.“ Dem Innenminister dankte er für dessen Unterstützung.

Tatsächlich hat sich Katernberg zu einem Vorzeigemodell für staatliche Intervention in einem „schwierigen“ Stadtteil entwickelt. Trotz hoher Arbeitslosigkeit und einem überdurchschnittlichen Migrantenanteil entstand ein dicht geflochtenes Netzwerk, das vom städtischen Jugendamt über die Arbeiterwohlfahrt und die Polizei bis zu den Moscheevereinen reicht. So soll nicht nur das Abdriften Jugendlicher in den Islamismus gestoppt werden, sondern auch der Jugendkriminalität vorgebeugt werden.

Auch Hodscha Ercan Aksu von der Moschee Fatih Camii wirkt in dem Netzwerk mit. „Der Weg zur Integration ist die Bildung und die deutsche Sprache, sonst verbaut man sich die Zukunft“, mahnt er. Und anders als christliche Geistliche hat das Wort des Imam in den Gemeinden Gewicht. Das weiß auch der Innenminister und setzt daher auf die gezielte Förderung dialogbereiter Gemeinden: „Das alltägliche Miteinander von Muslimen und Nicht-Muslimen kann so Normalität werden.“

Das Land will dazu auch einen Beitrag leisten: Fortbildung für Polizisten in Islamkunde findet ebenso statt wie die Kontaktaufnahme zu den lokalen Moscheevereinen. „Wir werden zudem geeignete Beamte als Islambeauftragte in den Polizeibehörden einsetzen“, so Behrens. In Bochum gebe es bereits einen solchen Polizisten. Behrens betonte die Wachsamkeit gegenüber gewaltbereiten Islamisten, deren Potenzial er allerdings auf höchstens ein Prozent aller in NRW lebenden Muslime schätzt. Neue Gesetze hält er dabei für nicht erforderlich. Wichtiger sei auch hier der interkulturelle Dialog und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den islamischen Gemeinden. Das führe zu Erkenntnissen, die zur frühzeitigen Aufdeckung gewaltbereiter Gruppen führten.