Es ist schlimm um Italien bestellt

betr.: „Berlusconi agiert subversiv“, vom 21. 3. 09

Was für Außenstehende unvorstellbar ist, ist das Ausmaß, wie Berlusconi und seine Anhänger lügen. „Die politischen Talksendungen werden alle von Linken moderiert!“, sagt Ihr Interviewpartner Ernesto Galli della Loggia. Es hätte gereicht, auf Bruno Vespa zu verweisen, einen äußerst devoten, fast servilen Diener seines Herren an prominentester Stelle im Polittalk des öffentlichen Fernsehens. Er mag sich noch so sehr camouflieren, aber den Anhänger dieses Giftzwerges erkennt man zielsicher an der Behauptung, dass alle Medienmenschen (Journalisten, Moderatoren …) Linke seien. Unterton: Also braucht man ja nicht den Status quo zu ändern. Der Chef persönlich wiederholt immer und immer wieder diese Lüge.

Es ist kurzsichtig, Berlusconi als Populisten zu beschreiben, der nur die gemeinen Bedürfnisse des Volkes aufgreift. Mit seiner Medienmaschine werden diese Bedürfnisse täglich nach Bedarf erzeugt. Seine Medien setzen die Themen, für die er dann ganz zufällig die passende Antwort hat. Komischerweise sind Interessenskonflikt, Korruption und Mafia nie so richtig ein Thema; sie gelten in seinen Medien als uncool, altmodisch, querulantisch! Nur damit wir die Dimension der Manipulation verstehen: Es ist so, als ob in Deutschland ein skrupelloser, gesetzesbrecherischer Unternehmer gleichzeitig Springer, RTL, SAT.1 & Pro7 und (durch Richterbestechung) Bertelsmann besitzt und 80 Prozent von ARD und ZDF kontrollieren würde.

Herr Galli della Loggia wiegelt nur ab. Es ist wirklich schlimm um Italien bestellt! RICCARDO ESCHER, München