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Keine Entschuldigung von Mehdorn

Bahnchef räumt aber vor Abgeordneten Fehler ein. Alle blicken „nach vorn“ – mögen werden sie sich auch weiter nicht

BERLIN taz ■ Wer ist nun Koch und wer der Kellner? Die Abgeordneten des Verkehrsausschusses wollten gestern eindeutig feststellen, dass sie über die großen Linien wie Privatisierung und den Besitz des Schienennetzes bestimmen und Bahnchef Hartmut Mehdorn nur übers operative Geschäft. Sie hatten Mehdorn vorgeladen, nachdem ein Brief von ihm öffentlich geworden war, indem er über die „bösartigen“ Verkehrspolitiker wetterte und sie als „sog. Verkehrsexperten“ diffamierte.

Obwohl der „sehr tiefen Kotau“ ausblieb, den der verkehrspolitische Sprecher Reinhard Weis (SPD) vorab in der taz von Mehdorn geforderte hatte, sprachen bis auf die FDP anschließend alle von einem Neubeginn. Dabei hatte Weis von einem „Bahnchef auf Zeit“ geredet und CDU-Verkehrssprecher Dirk Fischer Mehdorns Rücktritt gefordert. Fischer genügte nun, dass „Mehdorn Fehler eingeräumt hat“. Allein an Gesten war die Spannung noch zu merken, etwa wie sich der Ausschussvorsitzende Eduard Oswald (CSU) bei der improvisierten Pressekonferenz demonstrativ nach vorne schob und wie er sie dann abrupt beendete, obwohl Mehdorn noch eine Frage beantwortete.

Mehdorn räumte zwar ein, dass „es manchmal vielleicht besser ist zu reden als gleich etwas zu schreiben“. Entschuldigt hat er sich aber nicht – hat er auch nicht nötig. Verkehrsminister Manfred Stolpe hatte Mehdorn demonstrativ in die Sitzung begleitet, Kanzler Gerhard Schröder und SPD-Fraktionschef Franz Müntefering hatten sich bereits letzte Woche hinter Mehdorn gestellt. Bei Bahnpolitikern und der grünen Fraktion herrscht Frust über Mehdorn, weil er gegen die Ökosteuer polemisiert, selten über die Konkurrenz zum Auto spricht, weil er schnell an die Börse wollte und sein Schienennetz behalten möchte. Doch es gibt, da ist man sich bei Rot-Grün einig, „keine personelle Alternative“. URB

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