Sony baut deutlich ab

Jeder achte Job beim Elektronikmulti bedroht. Bis zu 20.000 Jobs fallen Fehlern und Konjunktur zum Opfer

BERLIN taz ■ It’s no fun being a Sony: Der japanische Medien- und Unterhaltungselektronik-Konzern plant international massive Entlassungen. Nach einem Bericht der renommierten Wirtschaftszeitung Nih on Keizai Shimbun (NKS) sollen in den kommenden zweieinhalb Jahren bis zu 20.000 der weltweit insgesamt rund 160.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Konkrete Zahlen wollte das Unternehmen gestern nicht nennen, „die Streichung von Arbeitsplätzen und Schließung einiger Werke ist aber definitiv vorgesehen“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Sony-Sprecher.

Details sollen in der kommenden Woche bekannt gegeben werden. Der Konzern hat nach eigenen Angaben weltweit über 1.000 Tochterunternehmen und erzielte im Geschäftsjahr 2001/2002 einen Gesamtumsatz von rund 59 Milliarden US-Dollar. In Japan will Sony laut NKS zwar zwei TV-Geräte-Werke dichtmachen, das Stammland dürfte insgesamt aber mit maximal 2.000 wegfallenden Stellen einigermaßen gut davonkommen.

Hintergrund der Umstrukturierungen ist die anhaltend schlechte Geschäftslage des internationalen Elektronik-Marktführers. Nach Verlusten im ersten und weiteren dramatischen Gewinneinbrüchen im zweiten Quartal 2003 hatte Sony-Finanzchef Takao Yuhara bereits im Sommer eine grundlegende Restrukturierung des Konzerns angekündigt.

Das Übliche eben: Unprofitable Geschäftsfelder sollen abgebaut und die Produktion auf weniger Standorte konzentriert werden. Betroffen ist vor allem die Unterhaltungselektronik. Massive Absatzeinbrüche bei der Spielkonsole Playstation2., bei PCs und Videokameras drücken auch weiterhin auf den Umsatz.

Während Sony bei technischen Neuerungen üblicherweise weltweit zur Spitzengruppe gehört, hat der Konzern nach Expertenmeinung außerdem eine entscheidende Entwicklung im TV-Gerätebreich verschlafen: Sony habe zu lange an den traditionellen Kathodenstrahl-Mattscheiben festgehalten, anstatt auf Flachbildfernseher mit LCD-Bildschirmen zu setzen. Hier soll jetzt ein geplantes Joint Venture mit dem koreanischen Elektronikhersteller Samsung abhelfen, berichtet NKS.

Neben der Unterhaltungselektronik macht Sony aber auch das Geschäft mit CDs, Videos, Büchern und seinen Produktionsstudios zu schaffen. Sony Music, einer der größten Musikverlage der Welt, steckt wie die gesamte Tonträgerindustrie in der Krise. Das konzerneigene Hollywood-Studio Columbia TriStar produziert nach einem erfolgreichen Filmjahr 2002 („Spider-Man“, „Men in Black II“) derzeit eher kostspielige Flops wie „Hollywood Homicide.“ Bis 2005 sollen laut Los Angeles Times daher mindestens 300 Stellen bei den weltweit 6.000 Beschäftigten der Sony-Entertainment-Kinofilm- und TV-Produktionsstudios abgebaut werden.

In Deutschland ist Sony seit 1970 aktiv. Ob vom Stellenabbau auch die bisher 1.068 Mitarbeiter von Sony Deutschland betroffen sind, ist derzeit unklar. Der Sony-Umsatz ist jedenfalls auch in Deutschland stark rückläufig.

STEFFEN GRIMBERG