Existenzgründer sind schlecht beraten

Stiftung Warentest vergibt mangelhafte Noten für Beratung. Wer sich selbstständig macht, muss sich gut informieren

BERLIN taz ■ Die meisten Seminare für Existenzgründer weisen nach Erkenntnissen der Stiftung Warentest „große Lücken“ auf. Zumindest ist dies das Ergebnis einer Untersuchung im Raum Berlin-Brandenburg, die am Mittwoch in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Finanztest veröffentlicht wird. Die Tester haben Angebote der Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Unternehmens- und Frauenberatungen unter die Lupe genommen.

Die klassischen Wochenend-Seminare erhielten von der Stiftung Warentest überwiegend miserable Noten – von 23 erhielten nur fünf eine hohe fachliche Qualität, so Werner Brinkmann, der Vorstand der Stiftung Warentest. Seminare mit längerer Dauer schnitten in der Untersuchung tendenziell besser ab.

Ähnlich schlechte Noten wie den Seminaren attestierte die Stiftung Warentest auch den Beratungseinrichtungen für Existenzgründer. Dabei brauchen Neu-Unternehmer doch professionelle Beratung, meinte Hermann-Josef Tenhagen, der Chefredakteur von Finanztest. In ihrer Begeisterung für eine gute Geschäftsidee würden die Neu-Unternehmer oftmals die Rahmenbedingungen, die Eigenheiten des Marktes und die Zielgruppe übersehen. So könne der Friseur, der den vierten Friseurladen in einer Straße eröffnen wolle, keine Marktlücke mehr füllen. Wohl aber derjenige, der sich mit Schere und Kamm ins Altenheim begebe, erklärte Tenhagen.

Die Untersuchung zeige jedoch, dass die Berater sich oftmals nicht ausreichend mit den Personen und dem geplanten Konzept auseinander setzten. Dies führe häufig zum Scheitern der Geschäftsidee und zu Überschuldung, meinte auch Brinkmann. Sein Tipp: Wer sichergehen möchte, dass sein Konzept auch wirklich realitätstauglich ist, sollte mehrere Beratungen in Anspruch nehmen. Die Fehler seien selten die gleichen und die Erstberatung oftmals kostenlos.

Die aktuelle Untersuchung aus dem Raum Berlin-Brandenburg sei nach Brinkmanns Angaben zwar nicht repräsentativ für das Bundesgebiet, aber beispielhaft. Denn viele der Anbieter arbeiteten auch überregional.

Seit gut einem Jahr untersucht die Stiftung Warentest Angebote zur beruflichen Weiterbildung. Gefördert wird das Projekt in Höhe von 6 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Europäischen Sozialfonds. Bis 2005 sollen noch mehr Weiterbildungsangebote getestet werden. NICOLE MESSMER