Für die Menschenwürde

Reporter ohne Grenzen und Shirin Ebadi erhalten einen Preis. Verliehen unter Beteiligung von Joschka Fischer

Vorbei an Canapés und schick gekleideten Menschen ging es in den für die Pressekonferenz hergerichteten Saal. Gestern wurden die Organisation Reporter ohne Grenzen und die iranische Menschenrechtlerin Shirin Ebadi im Haus der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin mit dem „Roland Berger Preis für Menschenwürde“ ausgezeichnet.

Das Ambiente lenkte ein wenig von dem eigentlichen Zweck des Preises ab. Dieser soll darauf aufmerksam machen, dass Pressefreiheit und die Achtung der Menschenwürde in vielen Ländern unterdrückte Güter sind. Aber an diesem sonnigen Tag in Berlin gilt die größte Aufmerksamkeit erst einmal dem ehemaligen Außenminister Joschka Fischer, der dem Preisvergabekomitee angehört. Nach anfänglichem Blitzgewitter beruhigt sich die Lage und die Preisträger konnten vorgestellt werden.

Um die Freiheit der Press zu gewährleisten, unterstützen Reporter ohne Grenzen seit 25 Jahren Journalisten, die in vielen Ländern der Welt „Kopf und Kragen riskieren“, so Fischer. Das Preisgeld ist mit einer Millionen Euro dotiert, wovon 900.000 Euro an Reporter ohne Grenzen gehen und 100.000 Euro an Shirin Ebadi.

„Das Preisgeld eröffnet uns ungeheure Möglichkeiten für unsere Arbeit“, so Astrid Frohloff, die seit neun Jahren für Reporter ohne Grenzen arbeitet. Die Organisation will das Geld zur Unterstützung von Journalisten und ihren Familien einsetzen, die in ihrem Land bedroht werden. So auch für den Journalisten Sayed Perwiz Kambachsch, der in Afghanistan im Oktober 2008 zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Er verbreitete einen Artikel über die Rolle der Frau im Koran, den er aus dem Internet heruntergeladen hatte. Dies ist laut afghanischer Verfassung jedoch zulässig.

Ein weiterer Teil des Geldes soll zu Recherchezwecken verwendet werden, sagte Hervé Deguine, der in Paris für Reporter ohne Grenzen tätig ist. Ebenso will die Organisation die zunehmende Zensur im Internet bekämpfen. „Der neue Trend einiger totalitären Regime ist es, Internetforen wie Facebook gezielt dafür einzusetzen, um ‚Meinungsmache‘ zu betreiben“, so Frohloff. Gerade in China sei dies ein großes Problem.

Joschka Fischer verschwand noch vor Ende der Veranstaltung, und wer noch blieb, konnte sich erneut mit Canapés verköstigen.

Am 21. April wird der Preis den Preisträgern von Bundespräsident Horst Köhler im Konzerthaus am Gendarmenmarkt überreicht. SABINE SCHRÖDER