Bobic trifft nicht – Hertha kann aber doch noch siegen

Lange mussten die Hertha-Kicker warten, jetzt hat es geklappt. Auf dem Betzenberg in Kaiserslautern gelingt mit einem 2:0 der erste Sieg der Saison. Manager Hoeneß: „Der Gegner hat uns nicht alles abverlangt.“ Zwei Wochen kann es sich Hertha nun in der ersten Tabellenhälfte bequem machen

Wie eng es im bisherigen Saisonverlauf der Fußball-Bundesliga zwischen den UI-Cup-Plätzen und den Abstiegsrängen zugeht, zeigte am Samstagnachmittag der Sprung der bis dahin von fünf Unentschieden und einer Niederlage geplagten Hertha BSC von Platz 16 auf 7. Und gerade deshalb könnte es nach dem nächsten Heimspiel gegen den neuen Tabellennachbarn Bayer Leverkusen auch schon wieder umgekehrt sein. Trainer Falko Götz wirkte nach dem 2:0-Sieg seiner Mannschaft beim 1.FC Kaiserslautern erst mal erleichtert. „Wir können’s doch noch“, platzte es nach dem ersten Saisonsieg aus ihm heraus, doch sofort spielte er die Harmlosigkeit der Lauterer herunter. „Es war aber nicht leicht“, wertete er die kompakte Leistung seiner Spieler auf und sieht die „Zukunft nun etwas besser“.

Noch nie hatten es die Berliner leichter, beim 1. FCK zu gewinnen, und ihr Sieg fiel angesichts der Schwäche des Gegners um zwei, drei Tore zu niedrig aus. Schon nach zwei Minuten hätte Fredi Bobic nach einer Flanke von Malik Fathi den Ball ins Tor treffen müssen, doch sein Kopfball ging über die Latte und landete im Aus. Den Roten Teufeln gelang fast nichts, und nach 18 Minuten durften die Hertha-Fans erstmals jubeln. Marcelinhos Eckball verwandelte Nico Kovac zum 0:1, und da ahnten die Pfälzer unter den 30.696 Zuschauern schon, dass dies kein schöner Samstag für sie werden würde. Woher der von einem Regionalsender auserkorene „Fan des Tages“ den Übermut nahm, in der Halbzeitpause auf einen 3:1-Sieg des 1. FCK zu tippen, blieb sein Geheimnis.

Die 46. Minute war noch nicht abgelaufen, da war seine Vorhersage bereits Makulatur. Die Lauterer Angreifer standen sich wieder einmal gegenseitig im Weg, was die Hertha-Spieler ausnützten und einen eigenen Angriff einleiteten. Timo Wenzel ließ den Pass auf Christian Müller durch, und der 20-jährige Hertha-Stürmer, für dessen Spiel hinterher alle Worte des Lobes fanden, lief allein auf Tim Wieses Tor zu und ließ dem Torhüter der Lauterer keine Chance.

Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der den Betzenberg über all seine aktiven und passiven Jahre als Fußballer mit all seinen Schrecken und Mirakeln kennen gelernt hat, erinnerte sich nach dem Spiel an das Aufeinandertreffen in der letzten Spielzeit. Da hatte Hertha auch 2:0 geführt und am Ende mit 2:4 verloren. Doch dieses Mal hatte er „nach dem 2:0 gemerkt, dass nichts mehr schief gehen wird“. Zu planlos agierten die Gastgeber, geschockt von dem schnellen Tor nach der Pause, und zudem machte die Hertha-Abwehr, in der Arne Friedrich wieder für mehr Ordnung sorgte, wenig Fehler. „Der Gegner hat uns nicht alles abverlangt“, stellte Hoeneß den Platzherren ein verheerendes Zeugnis aus und haderte, weil die eigenen Spieler die Begegnung nicht noch klarer gestalten und deutlicher für sich entscheiden konnten.

So scheiterte Bobic in der 56. Minute an Wiese und stand fünf Minuten vor dem Abpfiff nach einer traumhaft vorgetragenen Kombination im Abseits, weshalb sein Tor nicht anerkannt wurde. Da aber sangen die enttäuschten Lauterer Fans ihre Mannschaft schon in Grund und Boden und machten sie lächerlich. „Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehn …“, schallte es durch das Fritz-Walter-Stadion. Auch Trainer Kurt Jara bekam den Zorn der Zuschauer zu hören. Die „Jara raus“-Sprechchöre waren nicht zu überhören. Der Österreicher wird seine liebe Mühe haben, die lahmen Teufel in den kommenden zwei Wochen wieder aufzurichten und ihnen irgendeine Art von Taktik nahe zu bringen.

Derweil können sich die Berliner 14 Tage lang in der ersten Tabellenhälfte sonnen und mit aller Ruhe konsequent arbeiten, damit es weiter aufwärts gehen möge und man dem nun im Tabellenkeller festsitzenden 1. FC Kaiserslautern so schnell nicht wieder im Paternoster des Auf und Ab in der Liga begegnen muss. Damit Dieter Hoeneß auch in Zukunft beruhigt feststellen kann: „Es ist ein schöner Samstagnachmittag für uns gewesen.“

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