Privatisierung in der Türkei

Der Verkauf von Tekel ist Teil eines groß angelegten Privatisierungsprogramms, das in der Türkei bereits seit Mitte der 90er-Jahre läuft. Ging es zunächst darum, den Markt überhaupt für private Investoren zu öffnen, geht es nun um das Tafelsilber der Republik. Der türkische Staat ist so hoch verschuldet, dass die Regierung versucht, fast alles zu verkaufen, worauf die Republik einst stolz war. Außer Tekel ist das vor allem die staatliche Fluglinie Turkish Airlines und die staatliche Telekom. Verkauft werden aber auch ganze Staatsforsten und Strandabschnitte, was vor allem Umweltschützer auf den Plan ruft.

Die Privatisierung betrifft Bereiche, die für das Leben geradezu bestimmend sind. Ein Glas Tee, eine Zigarette und am Abend ein Glas Raki sind die Genussmittel der breiten Bevölkerung. Nach dem Tabak soll auch Tekel-Alkohol privatisiert werden, und selbst das Glas Tee ist nicht mehr sicher. Zwar dürfte der staatliche Teekonzern Cay-Kur kaum zu verkaufen sein, doch die Auflagen des IWF machen auch den Teepflanzern das Leben schwer. Natürlich wird es weiterhin Tee, Zigaretten und Raki geben: Doch Marlboro und Lipton Tee haben ihren Preis. Vor allem wenn die billige staatliche Konkurrenz nicht mehr existiert. JG