Diese Drombushs!

„Die Bushs – eine amerikanische Dynastie“ dokumentiert den Aufstieg einer mächtigen Sippe (20.40 Uhr, Arte)

Südstaatler aus Überzeugung, geborener Christ, erfolgsverwöhnter Karrierist – das, so denken viele, ist George W. Bush. Und vergessen dabei gerne, dass der Mann am Tropf des einflussreichsten Clans der US-Historie hängt. Wie einflussreich, verzweigt, oligarchisch, konservativ, dogmatisch und dabei anpassungsfähig, zeigt die NDR-Dokumentation „Die Bushs – eine amerikanische Dynastie“. Für den Film haben die Autoren Thomas Berbner und Christoph Lütgert gut zwei Jahre in den USA recherchiert.

Keine leichte Aufgabe. Gerade im Herzen der Macht, gerade für Deutsche. Kaum einer der Bushs, die neben zwei Präsidenten noch zwei Gouverneure, einen Kongressabgeordneten und einen Senator hervorgebracht haben, „zeigte Interesse an uns“, erinnert sich ARD-Korrespondent Berbner. „Der Einzige, der eine ehrliche Antwort gab, war Jeb Bush.“ Der Gouverneur von Florida sagte schlicht: „Sorry, das bringt uns nichts.“

Kein Satz verdeutlicht die Mechanik der mächtigsten Familie neben den Kennedys besser als dieser. Weggefährten, Biografen, Kritiker berichten in der spielfilmlangen Doku vom Organismus Bush, der wie ein Krake in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft greift. Dazu Originalaufnahmen vom Aufstieg und Machterhalt der Familie, von Prescott Bush aus Ohio etwa, der durch Heirat der New Yorker Banker-Tochter Dorothy Walker 1921 das ökonomische Fundament legte. Die Verbindung schlägt sich noch heute im Double-U wieder.

„Dubya“ wird als Lernversager, Partyhengst und Trinker skizziert, der sich vom Fernsehprediger Billy Graham auf den Pfad christlicher Tugend führen ließ. Er sei ein mieser Geschäftsmann, der bei seinem erfolglosen Einstieg in die Ölbranche meist ins Trockene bohrte und seinen einzigen Erfolg mit illegalen Enteignungen erkaufte. „Du besitzt einen Namen, aber hast selbst einen Scheiß geleistet“, wie es Bush-Biograf Bill Minutaglio zusammenfasst. Ausgerechnet der Verlierer ist derzeit das beste Pferd im Clan der Überflieger – der Familie sei Dank. Und Dank auch an diese einfache Biografie, die so ganz ohne die Polemik eines Michael Moore auskommt.

JAN FREITAG