ddr, 5. 10. 1989: noch 4 Tage bis zur Wende
: Stasi: Mit „allen Mitteln“ unterbinden

Neue Sonderzüge mit Botschaftsflüchtlingen passieren die DDR. In Dresden versuchen tausende den Bahnhof zu stürmen, um Mitreise in den Westen zu erzwingen. Schwere Ausschreitungen. Sicherheitskräfte nehmen mehrere hundert fest.

Magdeburg: Von 800 Demonstranten werden 250 verhaftet.

Großschönau: 800 bei Kundgebung des Neuen Forums.

Rostock: 700 beten für die Verhafteten und Befehlsgeber.

– Stasichef Erich Mielke weist an, Reservekräfte zu mobilisieren, Maßnahmen zur Unterbindung von Demonstrationen mit „allen Mitteln“ zu gestalten.

– Vorsitzender des Rates des Bezirkes Leipzig erklärt, es sei nicht beabsichtigt, mit Waffen gegen Demonstranten vorzugehen.

– Evangelischer Pfarrertag in Leipzig: Auseinandersetzung über die Aufgabe der Kirche angesichts eines drohenden Bürgerkrieges. Vertreter des Staates fordern „Entpolitisierung“.

600 Flüchtlinge aus Warschauer Botschaft erreichen Hannover.

– Ausschreitungen im vogtländischen Grenzort Bad Brambach. Demonstranten versuchen in die Sonderzüge zu kommen.

– Nachrichtenagentur ADN meldet Straffreiheit für ausreisewillige DDR-Bürger in Ungarn, wenn sie zurückkehren.

– Zwei Tage vor dem „Republikgeburtstag“ landet Michael Gorbatschow in Berlin. Seine Fahrt in die Stadt wird von über 300.000 Sicherheitsleuten gesichert. Die sollen verhindern, dass sich Oppositionelle nähern.

– Meldung der Dresdner SED-Leitung über die Vorfälle am Hauptbahnhof an Egon Krenz:

1. Während wir mit der komplizierten Lage in der Nacht vom 3. zum 4. 10. 1989 noch fertig wurden, haben wir die Schärfe der gegnerischen Angriffe und der Auseinandersetzungen, denen wir uns in der Zeit vom 4.–5. 10. 1989 stellen mußten, nicht vorausschauend genug beurteilt …

3. Offensichtlich beeinflußt durch die Hetzkampagne des Gegners versammelten sich wieder mehrere tausend Menschen in diesem Gebiet. Das führte mit etwa 20.000 Personen, angereist aus allen Teilen der Republik, zu einer äußerst kritischen Lage. Ihnen standen zu diesem Zeitpunkt etwa 1.700 eigene Kräfte gegenüber. Feindliche Elemente gingen mit äußerster Brutalität vor; es gelang ihnen, zeitweilig in den Bahnhof einzudringen …

5. In dieser Lage entschloß sich der 1. Sekretär der Bezirksleitung, den Minister für Nationale Verteidigung um Unterstützung durch die NVA zu bitten. Sie wurde zugesagt und kam zur Wirkung. (Kräfte von 6 Bataillonen) RENI