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: Berliner Künstlerin zerschneidet rechtsrheinisches Gewerbegebiet

„Schneiden ist für mich wie denken“, sagt die Berliner Künstlerin Susanne Pomrehn über ihre Arbeitstechnik. Auf Einladung des Kunstvereins Köln rechtsrheinisch realisiert sie im „ArtStore“ das ortsbezogene Projekt „Zentrale“. Sie fotografiert das umliegende Gewerbegebiet, Fabriken, Firmen und Geschäfte und entwickelt daraus eine Art topographisches Archiv. Dafür zerschneidet sie die Fotos mit einem Skalpell und collagiert die Fragmente zu einer raumgreifenden Installation.

Der Besucher kann den Arbeitsprozess verfolgen, durch die Fenster des Ausstellungsraums den Bezug zur äußeren Umgebung herstellen und die von der Decke schwebende Raumcollage entlanggehen.

Pomrehn entdeckte vor Ort vielfältige Produktions-, Wohn- und Lebensformen: Autowerkstätten, Schreinereien, Musikfirmen, Fabriken, Restaurants, einen Wassersportverein, die Stegerwaldsiedlung. Pomrehn informierte die Geschäftsinhaber und Anwohner über ihr Projekt. Die stellten ihr private Fotos, historische Aufnahmen, Konstruktionszeichnungen und Innenansichten der Werkhallen und Geschäfte zur Verfügung. Einige Unternehmen sponsern Pomrehns Arbeit. Im Gegenzug platzierte sie deren Logos an zentraler Stelle auf dem Ausstellungsplakat.

Pomrehn greift künstlerisch die Themen urbane Strukturförderung und städtebauliche Entwicklung auf. Dabei setzt sie sich mit dem vermeintlich dokumentarischen Charakter von Fotografie auseinander. Sie geht subjektiv vor und verfolgt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Die Fotos spiegeln ihr persönliches Verhältnis zu dem Viertel wieder, weshalb sie auch Bilder von sich selbst in die Collage integriert. Der in Fotos festgehaltene „gefrorene Augenblick“ ist nur ein Moment eines komplexen Zusammenhangs: Fotos konstruieren Geschichte, Situationen und Erinnerungen. Pomrehn zerlegt die Bilder und dekonstruiert ihre Geschlossenheit. Sie öffnet sie mittels der Collage für ein Netzwerk neuer inhaltlicher Bezüge, die die historische und aktuelle Dimension des Geländes mit einbeziehen. CLAUDIA FUNKE

„Zentrale“: ArtStore, Deutz-Mülheimer-Str. 210-214, bis 6.11., Mi, Fr und Sa 17-20 Uhr. Das fertige Werk wird am 29.10., 17 Uhr, vorgestellt. Weitere Arbeiten von Susanne Pomrehn sind bis 6.11. im Kunstraum OBST (Köln, Piccoloministr. 330, Sa 15-17 Uhr) und ab Freitag (17-23 Uhr, Sa 15-20 Uhr) im Ausstellungsraum J. Bahr zu sehen (Helmholtzstr. 6, bis 28.11, nur nach Vereinbarung, Tel. 0221/954 52 71)