Hochbahn tut Pflicht

Offizielle Alternativenprüfung soll Pläne für U 4 „wasserfest“ machen. Bolten-Plan birgt angeblich technische Schwierigkeiten

„Wir wünschen uns natürlich eine Lösung, die die Mönicht belastet“

von gernot knödler

Trotz der sich abzeichnenden Probleme und des Alternativ-Vorschlages des Architekten Gerhard Bolten hält die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) an ihrem Plan fest, die U 4 als echte Untergrundbahn in die HafenCity zu bauen. Die Hamburger Hochbahn (HHA) prüft zwar derzeit mehr als 30 Alternativen, allerdings nur im Rahmen der üblichen Planungsvorbereitungen. „Die dokumentieren wir, um das Planfeststellungsverfahren wasserdicht zu machen“, sagt Hochbahn-Sprecher Andreas Ernst. Nachdem der Einzelhandelsverband während der Bauphase Kurzarbeit für die Geschäfte der Mö für möglich erklärt hat, sagt auch die Gewerkschaft ver.di Nein zu der unterirdischen Idee des Senats.

Ernst betont, die Bewertung der Varianten sei Aufgabe der BSU. Die Hochbahn steuere lediglich „Fachwissen“ bei. Die BSU habe dabei so weit vorgearbeitet, dass sich der Senat für die Untergrund-Lösung entscheiden konnte, bestätigt auch deren Sprecherin Claudia Eggert. Trotzdem sei das Planfeststellungsverfahren „natürlich keine Farce“, versichert sie.

„Wir untersuchen alles“, sagt ihr Hochbahn-Kollege Ernst. Die vom rot-grünen Senat bis zur Planungsreife entwickelte Stadtbahn für die HafenCity scheitere zum Beispiel an neuen politischen Vorgaben. Wenn 50.000 Menschen statt, wie zunächst vorgesehen, 30.000 Menschen in der HafenCity wohnen und arbeiten und überdies die Stadtteile südlich der Elbe angeschlossen werden sollten, reiche eine Stadtbahn nicht aus.

Die CDU hatte gegen eine Stadtbahn – eine Straßenbahn auf eigenem Gleiskörper – angeführt, diese nehme Straßenraum in Anspruch, der für den Autoverkehr benötigt werde. Außerdem müsste dieses Verkehrssystem in Hamburg neu aufgebaut werden – ein Argument, das für die Handelskammer nicht sehr bedeutend zu sein scheint: Die Wirtschaftslobby schlug vor, eine Magnetschwebebahn in den neuen Stadtteil fahren zu lassen. Baubehörde und HafenCity GmbH behaupten, ohne eine Schnellbahnanbindung könne kein Investor motiviert werden, sich in der Hafencity zu engagieren.

Einen älteren Vorschlag, die U 4 auf Stelzen in die Hafencity rollen zu lassen, hatte die HHA mit dem Hinweis auf mangelnde Unfallsicherheit verworfen. Wasserseitig um die zukünftige Elbphilharmonie herumgeführt, hätte sie nur schwer gegen eine Schiffskollision geschützt werden können.

Der Stelzenbahn-Vorschlag des Stadtplaners Gerhard Bolten (taz berichtete) vermeidet dieses Risiko. Dessen Plan sehe jedoch Kurvenradien von deutlich weniger als 300 Metern vor, die viel Lärm und Verschleiß bei den Zügen verursachen würden, sagt HHA-Sprecher Ernst. Er benötige viel Baugrund und widerspreche dem Masterplan für die HafenCity. Den Investoren sei eine Hochbahn vor ihren Fenstern nicht zuzumuten, warnt Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU). Es drohten Schadensersatzforderungen.

Für die Händler auf der Mö ist Boltens Vorschlag interessant. „Wir wünschen uns natürlich eine Lösung, die die Mö nicht belastet“, sagt Ulf Kalkmann vom Einzelhandelsverband. Aber wenn es nicht anders gehe, müsse man aus der Not der Baustelle eben eine Tugend machen und sie als Wunderwerk präsentieren. Für eine entsprechende Werbekampagne ist die Hochbahn bereit, 3,5 Millionen Euro springen zu lassen.