Kunstrundgang
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Christian Jankowski: 16 mm Mystery, bis 6. 11., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Zimmerstraße 90/91

Es ist schwer zu sagen, was in Christian Jankowskis neuem Film „16 mm Mystery“ genau passiert. Erst wandert der Künstler selbst durch die Downtown von Los Angeles, steigt eine Feuerleiter empor, um auf dem Dach einen Projektor und eine Leinwand aufzustellen. Dann startet der Film, den er eingelegt hat. Aber was gezeigt wird, sieht man nicht. Nur die Wirkung: Nach wenigen Augenblicken explodiert ein gegenüberliegendes Gebäude, der Wolkenkratzer stürzt sekundenschnell zusammen.

Ist es das Remake eines Katastrophenfilms oder gar eine dramatische Erinnerung an den 11. September? Dafür ist das Geschehen zu absurd. Eher schon will Jankowski mit „16 mm Mystery“ zeigen, wie die Macht der Images immer wieder von Bildern selbst entfacht wird. Das einstürzende Hochhaus ist lediglich ein Effekt, den die in Hollywood ansässigen Brothers Strause („The Day after tomorrow“) als FX-Spezialisten am Computer errechnet haben. Erst im Zusammenspiel mit dem restlichen Filmsetting wird dieser Effekt lebendig – ohne dass es einer Handlung bedürfte, durch die sich die Wirkung erklärt. Kino kann eben Berge bewegen, Fluten teilen oder Häuser zerschmettern.

Ähnlich verblüfft, aber weniger geschockt ist man bei „Hollywoodschnee“, dem zweiten Film von Jankowski, für dessen neue Produktionen immerhin kleine Kinosäle in der Galerie Klosterfelde eingerichtet wurden. Hier liegt die Macht bei den Protagonisten aus der Branche: Diverse Manager, Festivalleiter, Kritiker und Filmschaffende erzählen vor der Kamera, wie sie sich den perfekten Film vorstellen. Während sie von dunklen Farben und abgefahrenen Schwenks schwärmen, schlagen Bomben ein, werden Whiskeys vom Tresen geschossen, oder es schneit durchs offene Dach auf Michael Althen nieder. Das sieht komisch aus und er muss lachen.