Wettlauf um Raumfahrttouristen geht weiter

Trotz des Rekordfluges von Burt Rutan ist das Rennen um den ersten privaten Ausflug ins All noch nicht entschieden

BERLIN taz ■ Am Ende konnte sich Burt Rutan bei aller Freude einen unterschwellig höhnischen Kommentar nicht verkneifen. Nachdem er und sein Team am Montagabend den X-Preis und damit das 10-Millionen-Dollar-Wettrennen um den ersten privaten Raumflug gewonnen hatten, piesackte der kalifornische Flugzeugbauer die noch immer unter dem Absturz der Columbia-Raumfähre leidende US-Raumfahrtagentur Nasa. „Wir sind überzeugt, dass bemannter Raumflug auf sehr hohem Sicherheitsniveau stattfinden kann, verglichen mit den derzeitigen Raumfahrzeugen.“

Der Nasa-Chef Sean O’Keefe blieb dennoch höflich. Er gratulierte Rutan und sprach anerkennend vom „Beginn eines neuen Kapitels im Raumflug“. Rutans SpaceShipOne hatte es am Montag bis auf knapp 115 Kilometer geschafft und damit einen 45 Jahre alten Rekord gebrochen.

Den Tag für seinen Gewinnerflug hatte Rutan mit Bedacht gewählt. Am 4. Oktober 1957 hatte die Sowjetunion das erste Raumfahrzeug überhaupt gestartet, den Sputnik-1. Damit hatte das sowjetisch-amerikanische Weltraum-Wettrennen begonnen. Für Rutan soll nun der 4. Oktober 2004 als Tag in die Raumfahrtgeschichte eingehen, an dem das Monopol der staatlichen Raumfahrtagenturen endete.

Tatsächlich könnte schon in den nächsten Jahren eine private kommerzielle Raumfahrtindustrie entstehen. Der britische Geschäftsmann, Abenteurer und Besitzer der Fluggesellschaft Virgin Atlantic hat eine Zusammenarbeit mit Rutans Firma Scaled Composites angekündigt. Gemeinsam wollen Branson und Rutan ab 2007 kommerzielle suborbitale Flüge zum Preis von etwa 150.000 Euro anbieten.

Auch der X-Preis soll mit dem Gewinnerflug von Rutans Team nicht beendet sein. Der X-Preis-Chef Peter Diamandis hat bereits vor Monaten den X-Preis-Cup ausgeschrieben, einen Wettbewerb, bei dem bestimmte Flugaspekte wie die größte erreichte Höhe, das größte transportierte Fluggewicht oder der kürzeste Abstand zwischen zwei Starts prämiert werden. „Der X-Preis ist zwar gewonnen“, sagte Diamandis am Montag, „aber die anderen Teams wie die Kanadier, die Briten oder die Rumänen werden weitermachen, um die Ersten ihrer Länder zu sein, die jemanden privat ins All bringen.“

Seit letzter Woche gibt es schließlich auch ein neues Wettrennen für einen weitaus anspruchsvolleren Flug als den des X-Preises: Robert Bigelow, US-amerikanischer Hotelkettenbesitzer und Chef des privaten Raumfahrtunternehmens Bigelow Aerospace, schrieb 50 Millionen Dollar für einen privaten Flug mit sieben Astronauten in einem Raumschiff aus, das die Erde umkreisen muss. Bigelow, dessen Firma seit Jahren an einem Weltraumhotel bastelt, hofft, dass er den Preis bis 2010 vergeben kann. KENO VERSECK