45.000 warten auf Lehrstelle

Der Ausbildungspakt konnte nicht verhindern, dass 10.000 Stellen mehr fehlen als im vergangenen Jahr. Michael Sommer: Große Unternehmen und Handwerk sind schuld

BERLIN taz ■ Trotz Ausbildungspakt ist die Lage auf dem Lehrstellenmarkt angespannter denn je. Wie die Bundesagentur für Arbeit gestern bekannt gab, warteten Ende September immer noch 44.600 Jugendliche auf einen Ausbildungsplatz. Zwar seien noch 13.400 Stellen offen – doch selbst wenn man diese berücksichtigt, klafft eine rechnerische Lücke von über 31.000. In diesem Jahr fehlen 10.000 Ausbildungsplätze mehr als noch 2003.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sprach von einer Bewährungsprobe für den Ausbildungspakt. Die Zahl liege jedoch an der oberen Kante von dem, was die Bundesregierung erwartetet hatte. Bis Ende des Jahres müsse die Nachvermittlung von Jugendlichen nun mit voller Kraft gefahren werden, so Clement.

Industrie und Handel wiesen darauf hin, dass in diesem Jahr 13.200 mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden als 2003. Demgegenüber stünde jedoch eine höhere Zahl an Schulabgängern im Westen sowie viele Bewerber, die im letzten Jahr keinen Ausbildungsplatz bekommen hatten.

Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums erklärte, dass alle unvermittelten Jugendlichen in den nächsten Wochen von den Kammern und den Arbeitsagenturen zum Gespräch eingeladen würden. Für wen es auch dann noch keinen Ausbildungsplatz gibt, soll in einem bis zu 12-monatigen Praktikum vermittelt werden. 18.000 solcher Plätze stünden schon bereit, erklärte Günter Lampert von der DIHK. Bis zu 25.000 sollen bis Jahresende erreicht werden.

DGB-Chef Michael Sommer würdigte zwar die Anstrengungen der Wirtschaft. Schuld an den Lücken seien jedoch gerade die großen Unternehmen und das Handwerk. Die Befürworter des Paktes in der SPD sollten sich über geeignete Sanktionsmöglichkeiten Gedanken machen, sagte Sommer. KAL