der letzte flug der concorde
: Bis hier hör ich die Motoren

Die Concorde wird sich nie wieder erheben, um luftverpestend einige reiche Säcke um die Welt zu tragen. Ein Nachruf mit gemischten Gefühlen

Sie hätte das Zeug zur symbolträchtigsten Katastrophe des beginnenden dritten Jahrtausends gehabt: Als im Juli 2000 eine Concorde kurz nach dem Abheben in Paris explodierte und 113 Menschen starben, schien in diesem Unfall all das zusammengefasst, was den Menschen in den westlich-industrialisierten Ländern, der selbst ernannten Speerspitze der Zivilisation, den kommenden Jahren blühen sollte.

Mit einem lauten Knall war der Glaube an das technisch Machbare zerplatzt – vom statistisch sichersten Fluggerät avancierte die Concorde plötzlich zum statistisch gefährlichsten Fortbewegungsmittel. Mit demselben Knall verschwand ebenso der Glaube an den unbegrenzten ökonomischen Aufstieg – 8.000 Euro für einen vierstündigen Flug wollten sich immer weniger Menschen leisten. Und nach dem Ende des New-Economy-Booms konnten das auch immer weniger. Die Concorde explodierte – als hätte sich da schon manifestiert, was erst jetzt, in Zeiten der Wirtschaftskrise, auch der Letzte zu spüren bekommt: Nach dem Ende des Kalten Krieges brauchte der Kapitalismus keine Protzerei mehr. Es ging bergab.

Dann schlugen zwei Verkehrsmaschinen in das New Yorker World Trade Center ein und die westliche Welt hatte ein neues Problem und einen neuen Feind. Die Concorde hingegen wurde repariert, noch ein paar Mal über den Atlantik gejagt. Und ab heute: endgültig eingemottet.

Ist jetzt der Tag des Triumphs für alle politisch korrekten Umweltfreunde gekommen? Mag schon sein. Denn der stinkende, spritsaufende Vogel namens Concorde wird sich nie mehr erheben, um luftverpestend einige reiche Säcke um die Welt zu tragen. Trotzdem: Ein wenig traurig wird man schon sein dürfen um das Ende der Concorde.

Ja, sie war laut. Ja, sie war eine Umweltsau. Aber sie war eben auch sehr schön. Und, verdammt: Ich wäre gern auch mal mitgeflogen. KUZ