Hundebesitzer mit Humor

Wenn Pudel-Schnauzer Klöppeldeckchen tragen: Am Sonntag bitten die AktivistInnen von „doggy X“ die vierbeinigen Freunde auf die Couch. Zum gemeinsamen Fototermin mit ihren Menschen

Ein knallrotes Sofa steht an der Wand des hinteren Gästeraums im Eimsbüttler Bistro Hohe Schule. Darüber hängen nebeneinander drei große Fotos. Von denen schaut Lilli auf den Betrachter herab, mal mit, mal ohne Maske auf dem Gesicht. Mal zieren grüne Punkte ihren dunklen Körper, mal ist er mit kleinen Klöppeldeckchen dekoriert.

Lilli ist der vierzehnjährige Pudel-Schnauzer-Mischling der Schweizer Künstlerin Judith Adam. An den anderen Bistrowänden hängen weitere Hundezeichnungen und -drucke: bunte Phantasieviecher, hochbeinige Graubeiner, fliegende Schäferhunde.

Mit dem roten Sofa bittet Judith Adam nun gemeinsam mit der HundehalterInnen-Aktionsgruppe „doggy X“ „Hunde auf die Couch“. Platz nehmen sollen die Vierbeiner zusammen mit ihren Herrchen, Frauchen oder besten Freunden für ein schrilles Familienfoto, alle in Verkleidung. „Wir sind Köln einen Monat voraus“, schmunzelt Adam, „wir werden vorzeitig närrisch“.

Die Pflegedienstinhaberin Doris Schlüter plant, ihrem hüfthohen Hirtenhund ein Tütü überzustreifen und aus ihrem Mini-Mischling einen Rambo zu machen. Die Juristin Angela Wierig will ihrem schwarzen Gordonsetter ein Schild umhängen. „Die Schöne“ steht da drauf. Sie selbst wird sich als „das Biest“ titulieren. Die Musikerin Barbara Milde besitzt zwar keinen Hund, setzt sich aber trotzdem aufs Sofa und bringt ein Foto von ihrem Lieblingshund Anno 1950 mit. Andere kommen als Friedenstaube, wieder andere als Paragraphen verkleidet.

„Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt“, sagt die Initiatorin Judith Adam. Paragraph und Friedenstaube verweisen auf die politische Dimension der karnevalesken Aktion. „doggy X will so aufmerksam machen auf das, was ihrer Ansicht nach schief läuft in Hamburg, wo der Senat derzeit den Leinenzwang diskutiert. „Plötzlich beruft man sich auf das Gesetz zum Schutz der Grünanlagen von 1959 und verfolgt uns in den Parks“, erzählt „doggy X“-Aktivistin Sabine Sauerhammer.

Mindestens 25 Euro kassieren die Sicherheitsbeamten, wenn sie einen frei laufenden Hund dort antreffen. Auch das drohende Chipimplantat stößt in der Gruppe auf Widerstand: Der Vierbeiner werde zum gläsernen Wesen, denn mit dem Chip trägt das Tier seine Daten stets unter der Haut. „So kann man ihn leicht orten. Und wo er ist, bin ich ja auch“, gibt die Anwältin Angela Wierig zu bedenken.

Die AktivistInnen wollen auf ihrer Fotosession nicht nur über diese Problematik ins Gespräch zu kommen, sondern auch über Ängste, Frust und Wut bei Hundefreunden und deren Gegnern. Nicht moralisierend, „sondern mit Witz und Esprit“, so Angela Wierig. „Gegen das Klischeebild des dumpfen Hundehalters mit Rottweiler und Bierdose in der Hand“.

Zum Fototermin sind vom Hundenarr bis zum Hundehasser alle willkommen, ein paar Requisiten stellen die VeranstalterInnen zur Verfügung. „Aber am besten man bringt seinen Kram mit, dann wird‘s schriller“, meint die Koordinatorin Judith Adam. „doggy X“ stellt die Produkte der Aktion auf einer zweiten Veranstaltung im November aus, den drei besten Motiven winkt ein Preis. Katrin Jäger

Fotoaktion „Hunde auf die Couch“, Sonntag, von 10.10 bis 15.15 Uhr, Bistro Hohe Schule, Lutterothstraße 7