„Jobs statt Krieg“

Die erste große Antikriegsdemonstration in den USA seit Mai signalisiert ein wachsendes Unbehagen in der Bevölkerung

WASHINGTON taz ■ Rund 30.000 Menschen haben am Samstag in der US-Hauptstadt gegen die Irakpolitik von Präsident George W. Bush protestiert. Es war die erste große Friedensdemonstration in den USA, seit Bush Anfang Mai den Krieg offiziell für beendet erklärte. Die Teilnehmer forderten ein Ende der Besetzung Iraks und die rasche Heimkehr der dort stationierten US-Soldaten. Die Demonstranten waren mit Bussen aus über 145 Städten in den USA angereist. Auch Kriegsveteranen und Angehörige der im Irak stationierten US-Soldaten beteiligten sich. In Sprechchören verlangten sie die Amtsenthebung des Präsidenten. Auf Transparenten stand „Bush ist ein Lügner“ oder „Jobs statt Krieg“. Prominenter Redner war der Bürgerrechtsaktivist und Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Al Sharpton. Er wandte sich gegen die Bereitstellung der von Bush im Kongress beantragten 87 Milliarden Dollar für den Kampf gegen den Terror in Irak und Afghanistan.

Inwieweit die Friedensbewegung ein Comeback erleben und an den Aktivismus im Vorfeld des Irakkrieges anknüpfen kann, bleibt abzuwarten. Der Protestmarsch auf das Weiße Haus signalisiert jedoch ein wachsendes Unbehagen in der US-Bevölkerung an der Entwicklung im Irak.

Bush steht ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl innenpolitisch massiv unter Druck. Die Besetzung des Zweistromlandes verschlingt Milliardensummen, die in den Augen vieler Amerikaner dringend an der Heimatfront benötigt werden. Umfragen zeigen, dass das Verhalten der Wähler im Herbst 2004 davon abhängen wird, ob es Bush gelingt, Konzepte gegen die konstant hohe Arbeitslosigkeit, die dramatisch gestiegenen Gesundheitskosten und die Unterfinanzierung des öffentlichen Schulsystems vorzulegen. M.S.