Insolvenz-Landkarte

In einer neuen Pleitenstatistik auf Landkreisebene sind Niedersachsen und Schleswig-Holstein ganz weit oben

Hamburg taz ■ Erstmals sind jetzt bundesweit Zahlen insolventer Firmen auf Landkreisebene erhoben worden. Dabei erreichten vor allem Niedersachsen und Schleswig-Holstein einen traurigen Rekord.

Die Firma „Seghorn Inkasso“ stellte gestern in Hamburg ihre Insolvenz-Landkarte auf Landkreisebene vor. „Es gibt extreme Unterschiede innerhalb der Länder“, erläuterte Stephan Jender, Geschäftsführer des Bremer Unternehmens die Studie, die erstmals Daten aus 439 Stadt- und Landkreisen bundesweit berücksichtigt. Das Ranking ergibt sich aus der Zahl der eröffneten Insolvenzverfahren in Beziehung zur Bevölkerungszahl pro Landkreis. Im Bundesdurchschnitt kommen 73 Insolvenzen auf 100.000 Einwohner.

Beim Vergleich auf Länderebene hat Niedersachsen das viertschlechteste Ergebnis. Und auch beim Vergleich aller Landkreise kommt es nicht gut weg: Seine Kreise Wilhelmshaven und Holzminden haben nach Pirmasens in Nordrhein-Westfalen die meisten Pleiten. In Schleswig-Holstein, im Ländervergleich immerhin auf Platz sechs, liegt die Zahl der eröffneten Insolvenzverfahren in den Kreisen Lübeck und Ostholstein sogar knapp 100 Prozent über dem Durchschnitt.

Die geballt auftretenden Pleiten in einigen Landkreisen lassen sich nicht allein auf die Arbeitslosen- oder Sozialhilfequote zurückführen. Der Vergleich des Insolvenzen-Rankings mit Arbeitslosen- und Sozialhilfestatistiken ergebe kaum Zusammenhänge, so Jenders. „Erst eine tief greifende Änderung der Lebenssituation“, lautet sein Erklärungsversuch, „wie der Wegfall eines Einkommens als Folge von Scheidung oder Todesfall scheint wirklich ein treibender Faktor in Richtung Überschuldung zu sein.“ Kirsten Poneß