Dialog im Dunkeln

Vor 25 Jahren wurde die Bremer Blinden- und Sehbehindertenberatungsstelle gegründet

bremen taz ■ Mit einem Liederabend im Dunkeln und einer Ausstellung lädt die Bremer Blinden- und Sehbehindertenberatungsstelle heute zu ihrem 25-jährigen Jubiläum. Gegründet wurde die Einrichtung am „Internationalen Tag des weißen Stocks“ – mit Unterstützung der damaligen Landesregierung, sagt Imke Tiaden-Koschwitz. Die Sozialpädagogin berät seit 18 Jahren Blinde und deren Angehörige und beklagt, dass Bremen sich im Laufe der Jahre immer weiter aus der Finanzierung zurückgezogen habe. Seit 2000 gab es wie bei allen sozialen Einrichtungen trotz steigender Personal- und Betriebskosten keine Mittelerhöhungen, 2003 wurden die Gelder sogar gekürzt.

Dabei sei die Beratung wichtiger denn je, sagt Tiaden-Koschwitz. „In den nächsten zehn Jahren wird die Zahl der Hilfesuchenden um ein Vierfaches ansteigen.“ Mit der steigenden Lebenserwartung nehmen auch altersbedingte Sehkrankheiten zu.

Die Gespräche mit Blinden oder stark Sehbehinderten drehen sich vor allem um die Angst, die Selbständigkeit zu verlieren, erzählt Tiaden-Koschwitzs sehbehinderte Kollegin Anette Paul. „Die Leute haben Angst, dass sie ins Heim müssen, wir versuchen, sie zu beraten, wie sie ihre Autonomie erhalten können.“

In Zukunft würden die Frauen ihre Klienten gerne in anderen Räumen empfangen. Das derzeitige Domizil sei viel zu klein für den großen Andrang, sagen sie. Auch die Dunkelheit – bedingt durch die Erdgeschoss-Lage – mache ihnen zu schaffen, sagt Paul. Das sei gerade für stark Sehbehinderte besonders problematisch: „Die sind auf jeden Lichtstrahl angewiesen.“

sh

Hilfsmittelausstellung mit sprechenden Telefonbüchern heute im Haus der Bürgerschaft ab 11 Uhr. Liederabend im Dunkeln um 19 Uhr im Gemeindesaal der Martin-Luther-Gemeinde, Neukirchstraße 86, Eintritt frei, Anmeldung erwünscht unter ☎ 32 66 36.