silke burmester
: Gesichter für Pfanni und Deutschland

Warum Johannes B. Kerner, Sven Hannawald und Veronica Ferres gerne für ihr Land den Kopf hinhalten würden

Wahrscheinlich wird Ihnen dieser Tage irgendwo das Druckerzeugnis „Marke in Deutschland“ unterkommen, ein „gemeinsames Supplement von W&V, Süddeutscher Zeitung, Der Kontakter und media & marketing“. Bevor Sie das Teil wegschmeißen, schlagen Sie Seite 22–23 auf. Hier hatten die Macher des quasi frauenfreien Heftes die Idee, „berühmte Testimonials“ zu fragen, ob sie bereit wären, für Deutschland zu werben.

Befragt: die visionärsten, kreativsten Deutschen. Menschen, die wahrlich in der Lage sind, den Wert der „Marke Deutschland“ zu transportieren: Johannes B. Kerner, Daniel Küblböck, Sven Hannawald, Jürgen Fliege, Ottfried Fischer und Veronica Ferres. Als Bonbon der Toleranz in Sachen Ausländer der Fressenpolierer Wladimir Klitschko.

Viel passender, als darüber zu sinnieren, welche Rückschlüsse die Auswahl der Werbeträger über den Zustand des Landes zulässt, ist es, sich den Antworten der Protagonisten zuzuwenden. Wir nehmen drei. Wir nehmen Ferres, Kerner und Hannawald. Hannawald, der u. a. Milka, Audi und T-Mobile seinen Flugenten-gleichen Körper lieh, sagt, er werbe sowieso für Deutschland durch „meine positive Haltung dem Land gegenüber“.

Alles andere müsste er sich überlegen. Wie sympathisch, kritische Distanz! Doch gleichzeitig outet sich Hanni als unverbesserlicher, naiver Ostler, der sagt, Deutschland wird immer ein attraktiver Wirtschaftsstandort sein, „wenn die Menschen zusammenrücken“! Hat Hanni kein Fernsehen? Die Mauer ist gefallen! Hier rückt keiner mehr zusammen! Oder meint er etwa: alles nur eine Frage des Geldes?

Nehmen wir Kerner. Er sagt, Deutschland sei seine Heimat, aber die Situation „nicht rosig“, er verwendet sogar das Wort „betrübt“. „Eine Kampagne schafft Aufmerksamkeit. Und deshalb würde ich mich für Deutschland einsetzen.“ Danke, Bonaqua-Blubberwasser-Verkäufer, für diese Offenbarung: Nicht dass sich herleiten ließe, was „Aufmerksamkeit“ an der von Kerner zu Recht als „nicht rosig“ erkannten Situation ändern könnte. Aber das ist ja auch egal. Er kann nicht anders, es ist das Konzept seiner Sendung: Hauptsache, irgendwas. Hauptsache, da sein.

Nun zum Gold der Auswahl: Veronica Ferres würde gern für ihr Heimatland werben, wenn es dient, „den deutschen Film als Ausdruck der deutschen Kultur vorzustellen“. Dann ist nur die Frage, was sie da soll. „Voll Normaal“, „Unser Lehrer Dr. Specht“ und „Fatale Mutterliebe“ sind vielleicht nicht so die Filme, die die Kultur des Landes angemessen repräsentieren. Das Schönste aber kommt von der Redaktion. Es sei den Leuten von W&V gegönnt, dass sie sich auf die Schenkel klopften bei der Bildunterschrift zu Ferres’ Foto. Da heißt es, das Superweib „lieh Diaderma, Alete und Pfanni ihr Gesicht“.