frisches flimmern
: Revolutionäres Kino

Widerstand I

Not, Hunger und Armut in Argentinien. „Wie ist es gekommen, dass diese Kornkammer der Welt Hunger leiden muss?“, fragt sich Fernando Solanas (“Die Stunde der Hochöfen“) in seinem filmischen Essay „Memoria del saqueo - Chronik einer Plünderung“ Für den argentinischen Filmemacher war es der Krieg der Mächtigen gegen das eigene Volk. Mit Archivmaterial und Interviews mit Experten und Menschen auf der Straße thematisiert Solanas nicht nur die Verschwendung öffentlicher Gelder, der Film handelt auch vom Sieg der so genannten „Kochtopf-Revolution“, bei der das argentinische Volk 2001 auf die Straßen ging und die Regierung zum Rücktritt veranlasste. „Der Film ist mein Beitrag zur dringend notwendigen Debatte, dass eine andere Welt möglich ist“, sagt Solanas. Auf der diesjährigen Berlinale erhielt der cineastische Rebell für sein Lebenswerk den Goldenen Bären.

Widerstand II

Das legendäre Living Theatre lebt. „Resist!“ lautet der Titel des Dokumentarfilms von Dirk Szuszies und Karin Kaper. Auch er ist ein Appell gegen den Krieg, gegen Gewalt und für eine andere Welt. In seinem filmischen Portrait der Off-Theater-Truppe begleiten sie Gründerin Judith Malina zu den Krisenherden der Welt. So werden der G-8-Gipfel in Genua, Ground Zero in New York und ein ehemaliges Internierungslager im Libanon zu hochaktuellen Spielorten. Seit mehr als fünfzig Jahren reist das „Living Theatre“ um die Welt, um künstlerisch und gewaltfrei Widerstand zu leisten und einen politischen Bewusstseinswandel des Publikums zu fördern. Die Gruppe entstand 1947 unter dem Einfluss Erwin Piscators und aus dem Enthusiasmus von Judith Malina und dem expressionistischen Maler Julian Beck. Filmemacher Dirk Szuszies war selbst einmal Mitglied der Gruppe. 2003 wurde das weltberühmte Living Theatre in die „Hall of Fame“ am Broadway aufgenommen. Julian Beck starb 1985 an Krebs.

Widerstand III

Nach „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ widmet sich auch der schwedische Regisseur Mikael Håfström im neuen Film „Evil“ dem Thema Gewalt und Widerstand. Im Stockholm der 50er Jahre wird der rebellische 16-jährige Erik (Andreas Wilson) nach einer Schlägerei von der Schule verwiesen. Seine Mutter (Marie Richardson) schickt ihn deshalb auf das schwedische Eliteinternat Stjärnsberg. Für Erik ist es die letzte Chance noch einen Abschluss zu erhalten, aber gleichzeitig auch eine Flucht vor seinem gewalttätigen Vater (Johan Rabaeus). Doch im Internat herrscht ein System der Unterdrückung durch ältere Schüler, welches von den Lehrern geduldet wird. Der Film basiert auf der Autobiographie „Ondskan“ (Das Böse) des Autor Jan Guillou. Mit „Evil“ schuf Regisseur Mikael Håfström einen düsteren Film, der 2004 für den Oscar als Bester fremdsprachiger Film nominiert war. STEFAN ORTMANN