Von Spar im Westwerk
: Schockwellen aufs Parkett

Autsch! Heftig treibt der Maschinenrhythmus, die trockenen Beats zucken nervös, schnellen nach vorne wie ein Muskel beim Sprung. Von Spar aus Köln ist der neue Star unter den jungen Elektro-Revoluzzern. Vor kurzem ist das Debüt Die Uneingeschränkte Freiheit Der Privaten Initiative beim Hamburger Label L‘Age D‘Or erschienen. Eine Platte, die sich vor allem aus Hysterie zu speisen scheint: Von Spar gehen dahin, wo der Schmerz ist.

Stücke wie Schockwellen aufs Parkett sind alles andere als leicht verdaulich. Mal klingt das so mechanisch wie einst DAF, dann so hysterisch und überdreht wie die Goldenen Zitronen. Dann krakeelen Von Spar noch den Fehlfarben-Slogan „Geschichte wird gemacht“, zitieren „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ von Ton Steine Scherben, klauen eine Blumfeld-Melodie, fordern „Mehr Dynamit“ und vergessen auch die Discohandclaps nicht. Punk und Disco, das macht gellenden, ungestümen Elektropunk – eine Allianz, die fast nirgendwo so gut funktioniert wie bei dem Kölner Trio.

„Die Welt: eine riesige Zahnarztpraxis“, heißt es an einer anderen Stelle. Und tatsächlich: Die Musik Von Spars klingt manchmal wie ein lauter, schrecklicher Bohrer in einem faulen Zahn. Das Konzert wäre dann ein nervenaufreibender Zahnarztbesuch. Wer mag, kann sich heute im Westwerk auf den Zahn fühlen lassen. Autsch! Marc Peschke

Donnerstag, 21 Uhr, Westwerk