Geschichten von endlosen Straßen

Während es die Europäische Union erst versucht, die verschiedenen Kulturen über die Grenzen hinweg in eins zu bringen, wollten die Sinti und Roma das eigentlich schon immer: Europa ohne lästige Grenzen denken. Ihrer Kultur widmet sich das „Berliner Festival europäischer Sinti und Roma“ (www.berlin.de/gek). Organisiert von 14 Kulturinstituten in Berlin, soll das vom 15. bis 30. Oktober Einblicke in den Alltag, in die Sitten und Bräuche der Sinti und Roma geben. Neben Ausstellungen, Konzerten und Podiumsdiskussionen wird dabei im Filmkunsthaus Babylon auch eine Filmreihe gezeigt (www.fkh-babylon.de). Insgesamt stehen 17 Spiel- und Dokumentarfilme auf dem Programm. Als Eröffnungsfilm ist am Samstag um 19 Uhr die finnische Produktion „Tales from the Endless Roads“ zu sehen. Hierbei handelt es sich um eine Puppenanimation, in der in sechs Episoden Roma-Märchen und Legenden durchgespielt werden. Aber auch ein Wiedersehen mit den „usual suspects“ bei diesem Thema ist möglich: vorneweg Emir Kusturicas Meisterwerk „Time of the gypsies“, das 1989 für Furore sorgte. Der sowjetische Film „Das Zigeunerlager zieht in den Himmel“ aus dem Jahr 1977 mit der Geschichte von dem Pferdedieb Sobar und dem Mädchen Rada steht genauso auf dem Programm wie der Blasmusikwettstreit „Brass on fire – Iag Bari“. In weiteren Dokumentationen wird das Leben und die Geschichte der Sinti und Roma noch näher beleuchtet: Der österreichische Film „Ceija Stojka – Porträt einer Romni“ handelt von der 66-jährigen Ceija Stojka, die fast ihre gesamte Familie im Krieg in Konzentrationslagern verlor und selbst überlebte. „Auf der Kippe“ zeigt das Leben in der Hüttensiedlung „Dallas“ auf einer Müllkippe einer rumänischen Stadt. Mit der Feststellung, dass dort Elend herrscht, hält sich der Film jedoch nicht lange auf, sondern zeigt, wie das Zusammenleben von mehr als 40 Roma-Familien funktioniert. LH