hamburg heute
: „Ein bisschen wie im Kino“

Der amerikanisch-palästinensische Künstler Tarek Halaby tanzt hinter einer Mauer

taz: Herr Halaby, wie fühlt es sich an, vor einem Publikum aufzutreten, das man nicht sieht?

Tarek Halaby: Es ist schwierig, weil ich keine direkte Interaktion mit den Menschen habe. Ich versuche, nicht an die Gegenwart der Zuschauer zu denken. Über Kopfhörer höre ich auch andere Musik als sie. Aber ich kann mein Publikum definitiv fühlen.

Was sehen die Zuschauer?

Sie sehen mich beim Tanzen. Kameras beobachten mich und projizieren das Bild auf die Mauer. Es ist ein bisschen wie im Kino. Zu den Live-Bildern mischen sich Aufnahmen von anderen Charakteren. Sie alle tragen eine Maske, genau wie ich auf der Bühne. Die Mauer hat ihnen ihre Identität genommen.

Und so geht es auch den Menschen, die in der Nähe der echten Mauern in Palästina leben?

Sie leben unter extremer Beobachtung. Entlang der Mauern gibt es überall Kameras, Kontrolltürme und Soldaten. Auf den Straßen können sich die Palästinenser nicht frei bewegen. Ich habe dort selbst nie gelebt, meine Perspektive ist die eines Besuchers. Aber ich fühle mich dort ebenso als Einheimischer.

Zusätzlich gibt es eine Fotoausstellung …

Mit den Fotos will ich versuchen, den Menschen hinter den Krisen-Nachrichten eine Identität zu geben. 60 Portraits stehen für 60 Jahre Besatzung. Alle Abgebildeten tragen die Kufiya, das Palästinensertuch. INTERVIEW: MIC

„Finally, I am no one + Actually I am someone“: heute und morgen, 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20

Fotohinweis:TAREK HALABY, 28, Choreograf und Performer.