Hurra, Party!

„Schwarz Auf Weiss“ feiern das System! Oder?

Den Hang zum mindestens Zweideutigen haben Schwarz Auf Weiss ja schon: Nach „Jugendstil“ kommt nun das bereits dritte Album mit dem überaffimativen Titel „Hurra, System!“ Immer muss man die letzte Ausfahrt doppelter Boden gewärtigen, wenn ein Song von „Hurra, System!“ „Retro“ heißt, oder es im Chorus von „Nero Burning Deutschland“ heißt: „Trend ist gegen den Trend ist Trend“. Ironie macht unangreifbar.

Texte, die auch vor großen Themen nicht zurückschrecken – „Aber schwarz, rot, gold sind nicht mal alles Farben/Und ganz bestimmt kein Modetrend zum tragen“ – sagen aber auch: Hier wird nicht von der letzten Party gesungen, von Bräuten oder Bier. Vielleicht die gewissermaßen doppelte Absicherung, um – der ironiefreien Ska-Szene glücklich entronnen – nicht gleich in der nächsten doofen Schublade zu landen. Und dass die einzige Fremdkomposition (in der Vergangenheit coverten sie schon Echt!) des neuen Albums der alte Devo-Klopper „Mongoloid“ ist, spricht gleichfalls für den vermutlich gar nicht bewusst formulierten Anspruch, ernst genommen zu werden. Haben sie nämlich auch gar nicht nötig, seit sie den Offbeat gegen swingenden Northern Soul mit Punk-Attitüde einwechselten. Die musikalischen Errungenschaften des zweiten Albums wurden weiter verfestigt, woran es noch haperte, ausgebügelt. Vor allem der zu zahme Sound von „Jugendstil“ wurde vehement überwunden. Schwarz Auf Weiss haben ihren Weg gefunden: einprägsame Refrains, clevere Arrangements mit effektvollen Bläsersätzen und mitreißende Spielfreude, nicht zuletzt auch auf der Bühne.

Andreas Schnell

(Paul!/Rough Trade) Die Veröffentlichung wird heute ab 22 Uhr mit einer Party im Römer gefeiert