Warten bei Karstadt

Konkrete Auswirkungen der Karstadt-Einigung für Berlin noch kaum absehbar. Demonstration vor Kaufhäusern

Der Berliner Landesverband der Handel- und Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hat zurückhaltend auf die Einigung über das Sanierungskonzept bei KarstadtQuelle reagiert. Dies sieht den sozialverträglichen Abbau von 5.500 Stellen sowie einen vorläufigen Verzicht auf Tariferhöhungen vor. Gewerkschaftssekretärin Erika Ritter sagte gestern, die regionalen Auswirkungen für Berlin seien im Moment noch nicht absehbar.

Mögliche Tarifstundungen seien „an der Grenze zur Tarifunterlaufung“, kritisierte Gewerkschaftsmann Ottwald Demele. Ließen sich aber dadurch betriebsbedingte Kündigungen verhindern, sei es „schmerzhaft, aber akzeptabel“. Demele nannte Punkte wie Standortsicherung und Beschäftigungssicherung als Voraussetzung für Zugeständnisse an die Arbeitgeber. Häuserschließungen seien auch in Berlin nicht auszuschließen. Der Vorstand habe allerdings keine direkten Schließung vor, sondern wolle für bestimmte Häuser andere Betreiber suchen. Betroffen seien die Kaufhäuser in der Turmstraße, der Hauptstraße und der Karl-Marx-Straße. Wenn sich kein Betreiber finden lasse, sei das „Ende offen“.

Am Mittwochabend hatten etwa 150 Demonstranten von Ver.di zwischen den Kaufhäusern Wertheim und Karstadt in der Steglitzer Schloßstraße angesichts der Verhandlungen über das Sanierungskonzept ihren Standpunkt deutlich gemacht. Mit Fahnen, Spruchbändern, einem Lautsprecherwagen sowie einer Unterschriftenaktion sprachen sie sich nachdrücklich gegen Personalabbau und Schließungen aus. Die geringe Teilnehmerzahl führte Demele auf den ungünstigen Termin während der Arbeitszeit zurück, man habe auch nicht zu einem Streik aufrufen wollen. OLIVER MARQUART