: Goldfische im Bier
Detlev Buck lässt grüßen, schaut aber lieber nicht vorbei. Vielleicht ist „Deich TV – Die Fischkopp-Comedy“ deshalb nicht lustig (23.15 Uhr, Sat.1)
VON SILKE BURMESTER
An dem Versuch, einem Fisch ein Kunststück beizubringen, sind Generationen von Goldfischbesitzern gescheitert. Auch dem Unterfangen, gar eine Beziehung aufzubauen, ist selten Erfolg beschieden. Der Fisch schwimmt allenfalls an die gläserne Trennwand heran, vermittelt im besten Fall das Gefühl, die seitlichen Augen auf sein Gegenüber gerichtet zu haben und nach einer Zeit des Verharrens macht er vielleicht „Blubb“. Dann schwimmt er weiter.
Fischköppe nennt man die Menschen, die die Küstenregion bevölkern, Hamburger inklusive. Sie sind stur, gucken einen mit großen Augen an, und nachdem das Gesagte dreimal im Hirn Kreise gezogen hat, sagen sie vielleicht „Jop“. Oder sie sagen auch nichts. Dann drehen sie sich um und machen das, was sie gerade vorhatten.
Detlev Buck war der Erste, der die regionale Liebe zum Wesentlichen für die Deutschland weite Unterhaltung aufbereitete. Seine Kinofilme „Erst die Arbeit und dann“ und „Karniggels“ machten die Eigenart zum nationalen Brüller und Buck zum Star. Die Werbeagentur BBDO war so clever, den Meister der Trockenkomik als Regisseur für die von Torsten Wacker erdachten Werbespots für Flensburger Pilsener zu verpflichteten.
Seit 1999 ist es das Regie-Autorenduo Torsten Wacker und Tom Krause verantwortlich. Sie haben nun für „Sat 1 zeigt’s allen“ „Deich TV“ entwickelt, „Die Fischkopp-Comedy“.
Verschiedene Charaktere bzw. Charakterpaare – u. a. Fischbuden-Gerda, Werkstattbesitzer, Polizistenduo – zeigen in kurzen Sketchen, was so typisch norddeutsch ist: Gelassenheit, Trandüddlichkeit und die Fähigkeit, die Dinge ganz direkt zu nehmen. Steife Brisen und die endlose Weite des flachen Landes geben den atmosphärischen Rahmen. So weit, so viel versprechend. Doch dann kam – Sat 1? Das Burnout-Syndrom? Oder eine Vertragsklausel der Flensburger Bierbrauer, dass nie etwas das Maß an Komik erreichen darf, mit dem Wacker und Krause die Flens-Spots so erfolgreich werden ließen? „Nein, eine solche Klausel gibt es nicht“ sagt Tom Krause und spricht über die Geschwindigkeit, in der gedreht werden muss, und das im Vergleich zum Werbespot bescheidene Budget, das für die Produktion zur Verfügung stand.
Doch vielleicht ist es auch der Konsens, der in einer Firma wie Sat.1 stets erreicht werden muss und der dazu führte, dass die Szenen inhaltlich auf dem Trockenen liegen und in ihrer modernen, klischeehaften Darstellung an die Machart der RTL-Schulmädchen erinnern. Die Geschichtchen meint man aus „Sketch up“-Tagen zu kennen, die Witze sind mitunter so vorhersehbar wie Schafschiete auf’m Deich.
Der Ideenkoffer, aus dem sich Wacker und Krause bisher bedient haben, um das kühle Temperament und den im Kontakt mit Außernorddeutschen entstehenden Kulturclash so treffend und unterhaltsam zu charakterisieren, scheint an der Flens-Garderobe stehen gelassen worden zu sein.
Richtig witzig ist hier nichts. Und vor allem wenig spezifisch. Die Gags, die in der ersten Folge erzählt werden, könnten in jeder Region spielen, allenfalls die Krabbenpulerinnen sind schwierig an die Mosel zu verpflanzen. Entsprechend fehlt sowohl Figuren als auch Dialogen das Kultpotenzial, das die Existenz der Serie rechtfertigen und für wahre Unterhaltung sorgen würde.
Die Norddeutschen sagen, ein Fisch beginnt am Kopf zu stinken. Vielleicht sollten Wacker und Krause noch mal ’ne Runde nachdenken.
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