Besser als das System der USA

Bis auf einen Meter genau können Positionen mit Hilfe von Galileo bestimmt werden. Beim US-Satellitensystem GPS sind es 20 Meter. Eine militärische Nutzung wird bestritten, ist aber wahrscheinlich

BERLIN taz ■ Die Zeit des guten alten Sextanten ist für Navigationsoffiziere noch nicht ganz vorbei. Dann beispielsweise, wenn die USA Krieg führen. Während der Eroberung des Irak schränkte Washington die zivile Nutzung ihres Satelliten-Navigationssystems Global Positioning System ein, im Krieg gegen Jugoslawien 1999 wurde GPS für den nichtmilitärischen Gebrauch zeitweise ganz abgeschaltet. Die US-Militärs fürchteten um die Sicherheit ihrer Operationen und brauchten größere Kapazitäten der GPS-Satelliten.

Das GPS kann nicht nur ohne Vorwarnung gesperrt werden, zivile GPS-Nutzer haben nach einem Abschalten des Systems auch keinen Anspruch auf Schadenersatz. Zudem wird das Satellitensignal für den zivilen Gebrauch künstlich verschlechtert: Eine Positionsbestimmung ist nur auf eine Genauigkeit von 20 bis 50 Metern möglich.

Mit Galileo soll all das anders werden. Das europäische Satelliten-Navigationssystem, dessen Bau nach jahrelangem EU-internen Streit im Frühjahr endgültig beschlossen wurde, wird unter ziviler Leitung stehen. Eine militärische Nutzung soll es nicht geben, erklärte kürzlich der Vorstandschef des Galileo-Konsortiums, Günter Stamerjohanns, höchstpersönlich. Auch die Qualität der Positionsbestimmung soll sich gegenüber GPS deutlich verbessern und mindestens eine Genauigkeit von plus/minus einem Meter erreichen.

Möglich wird das durch 30 Satelliten, die ab 2008 die Erde in einer Höhe von 23.616 Kilometern umkreisen. Dabei teilen sich jeweils zehn Satelliten, von denen einer als Reserve dient, eine der insgesamt drei Umlaufbahnen.

Die Signale von mindestens vier Satelliten sollen zu jeder Zeit und an jedem Punkt der Erde zu empfangen sein. Aufgebaut wird Galileo ab Ende 2004 mit einem experimentellen Satelliten. Ab 2007 folgen dann die regulären Satelliten, die teils von russischen Raketen, teils von europäischen Ariane-Raketen ins All geschossen werden.

Je nach Nutzeranspruch will Galileo Dienste unterschiedlicher Qualität anbieten, angefangen von einem kostenlosen Basisdienst für Autos und Handybenutzer bis hin zur sehr genauen Positionsbestimmung für den Funkverkehr auf See oder von Rettungsdiensten. Zudem wird es auch einen so genannten Öffentlich Regulierten Dienst (PRS) geben, der lediglich Sicherheits- und Ordnungskräften vorbehalten bleibt. Hier könnte auch der militärische Einsatz von Galileo ins Spiel kommen, der entgegen allen Beteuerungen wohl wahrscheinlich ist, zumindest eingeschränkt, etwa bei Spezial- oder Auslandseinsätzen europäischer Militärs oder bei der logistischen Überwachung. Dieser Dienst wird auch besonders störsicher sein. KENO VERSECK