Frisches Futter für die Werbung

Im Kölner Arthouse-Center Cinenova wurden die Preisträger von „Kurz und Schön“, dem internationalen Nachwuchswettbewerb für TV- und Filmspots gekürt

Warum sich aus Frankreich nur wenige bewerben, bleibt ein Rätsel

So wird heute Werbung gemacht: Er sitzt im Gefängnis. Sie bringt ihm ein Törtchen von Mama, einen Astra-Pilsener-Bierdeckel von Freunden und einen Slip von sich selbst. Nach inniger Verabschiedung liegt er nachts ganz verträumt in der Zelle und riecht am – Bierdeckel.

Bereits vor sieben Jahren wurde auf Initiative des Kölner Medienprofessors Stephan Boeder der internationale Nachwuchswettbewerb „Kurz und Schön“ für TV- und Filmspots ins Leben gerufen. Er entwickelte sich zu einer Plattform für junge Talente und ist einzigartig in Deutschland. Nur Studenten und Lehrlinge verschiedener Film- und Medienhochschulen dürfen dort ihr Können unter Beweis stellen. Am Donnerstag wurden im Kölner Arthouse-Center Cinenova die Preisträger 2004 gekürt.

Frieder Wittich von der Filmhochschule München hat mit seinen kreativen Ideen gleich zwei erste Preise eingeheimst. Wie bereits in der Bierwerbung „Gefängnis“ gelingt es dem jungen Regisseur auch im zweiten Spot in präzisen und humorvollen Szenen aus einer Marke Kult zu machen. „Keine Gegenfrage“ wirbt für McDonalds. Zwei Freunde versuchen in vier Episoden ein Menü so zu bestellen, dass man keine Gegenfrage vom Personal gestellt bekommt.

In der Kategorie TV-Design entschied die Firma DMC aus Hamburg über das Schicksal der Bewerber, denn ihr Preis ist an ein Volontariat bei der DMC gekoppelt. Den bekam das Hamburger Team aus Jenny Harbauer, Henning Tietz und Thea Harksen für „Alim Market“, das Titeldesign für einen Kurzfilm. So knapp und witzig die Sieger-Spots waren, so lang und trocken waren die Begründungen der Auswahl. Selbst Jury-Mitglied Barbara Kirchner musste darüber beim Vorlesen lachen.

Wie jedes Jahr gab es auch diesmal rund 300 Einreichungen. In den drei Kategorien wurden jeweils drei Arbeiten mit Preisen zwischen 500 bis 2000 Euro prämiert. Am wenigsten originell sind die „Kurzgeschichten“. Sie könnten auf jedem Kurzfilmfestival gezeigt werden. In Köln gewann das Schweizer Duo Oliver Kussinger und Lauri Trillitzsch für „Video killed the Radio Star“, einen Musikclip mit Schweizer Cowboys.

Alle Preisträger kamen aus dem deutschsprachigen Raum, obwohl es ein internationaler Wettbewerb ist. „Dies liegt an der hohen Ausbildungsqualität deutscher Hochschulen, warum sich aus Frankreich nur wenige bewerben, bleibt ein Rätsel“, wundert sich Mitorganisatorin Judith Ruzicka. Dafür säßen wenigstens im Publikum zur Hälfte Talentscouts. Der Gewinner vom letzten Jahr wurde damals vom Fleck weg vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) engagiert, der zusammen mit der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM) hinter dem Nachwuchswettbewerb steht.

Buh-Rufe erntete im Arthouse-Center nur WDR-Moderator Ralph Caspers für seine Comedy-Einlagen. Sein lausiger Kommentar zum Astra-Pils-Spot „Gefängnis“: „Lieber ein Pils von Freunden als ein Pilz von der Freundin“.

ERIKA RUBINSTEIN