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: Das Projekt „siebenviertel“ wagt den Schulterschluss der Kölner Veedel

Man kennt das bislang eher aus dem gastronomischen Bereich: Alle Kneipen und Clubs eines Viertels schließen sich zusammen und laden für ein Wochenende zum Marathon. Das jeweilige Fazit: In unserem Veedel ist‘s am schönsten!

„Cocooning“ nennt sich dieses Phänomen auch neudeutsch. Im alternativen Kunstbetrieb ist man da offensichtlich freigeistiger. Das Gemeinschaftsprojekt „siebenviertel“ wagt jedenfalls den Schulterschluss der Veedel: Sieben Kölner KünstlerInnen und Künstlergruppen aus sieben verschiedenen Vierteln haben sich mit ihrem direkten Arbeitsumfeld auseinandergesetzt. Die Ergebnisse werden an diesem Wochenende in den Galerien der KünstlerInnen und in anderen passenden Räumlichkeiten im Viertel präsentiert.

Vom reinen Fotoprojekt über den Audiorundgang bis zur Soundperformance sind dabei unterschiedlichste künstlerische Ausdrucksformen vertreten: Suse Sommer (Tempelstr. 65) hat ihr Viertel Deutz systematisch durchschritten und alle 100 Schritte ein Foto geschossen. Daniela Bystron und Sibylle Mall hingegen präsentieren in ihrem Lindenthaler „Fotoraum“ (Herderstr. 88) eine subjektive Bild- und Klangcollage, lassen dabei auch Bewohner des Viertels zu Wort kommen. Das „Büro für Brauchbarkeit“ (Trimbornstr.7) hat einen abstrakteren Zugang zum Thema gewählt und stellt sein neustes Produkt vor: den Reiniger „KALK POST ULTRA“. „Künstler sind normalerweise eher Einzelkämpfer, man schwimmt immer in der eigenen Suppe“, meint Martina Höfflin vom „Büro für Brauchbarkeit“. „Seit wir uns vernetzen, haben sich aber schon tolle Kooperationen ergeben.“ Für Höfflin ist es wichtig, dass die Subkultur sich gegenseitig stärkt: „Kleine Kunsträume und freie Künstler werden in Köln oft nicht so richtig ernst genommen, dabei gehen die kommerziellen Galerien meist aus ihnen hervor.“

Übrigens: Wer es schafft, an diesem Wochenende alle sieben Kunst-Stationen abzuklappern (außerdem dabei: Niehl, Gremberg, Südstadt und Zülpicher Viertel), wird am Ende mit einem kleinen Kunstwerk belohnt. Könnte stressig werden. Aber positiver Stress ist ja bekanntermaßen gesund. Oliver Minck

„siebenviertel“: Samstag und Sonntag 14-20 Uhr, Adressen und genaue Infos zu allen Ausstellungen und Veranstaltungen unter www.siebenviertel.de