Ver.di: Schlecker schließt

Gewerkschaft kritisiert schlechte Informationspolitik des Drogerie-Discounters

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di vermutet, dass die von ihr befürchteten Filialenschließungen bei der Drogeriemarktkette Schlecker auch in Berlin Auswirkungen haben könnten. Ver.di hatte am Donnerstag nach einer Zusammenkunft von 200 Betriebsräten in Berlin erklärt, Schlecker plane bundesweit rund 1.000 Filialen zu schließen. Ein Sprecher von Schlecker wies diese Darstellung als unrichtig zurück.

Laut Gewerkschaftssekretärin Erika Ritter sollen von den rund 300 Filialen in Berlin, wo seit August bereits 30 Filialen geschlossen wurden, voraussichtlich weitere 30 folgen. Schlecker schließe zwar kleinere Filialen, um größere aufzumachen. Anstatt aber das Personal nur zu versetzen, wende der Konzern einen „miesen Trick“ an: Älteren Mitarbeitern würde gekündigt, um sie durch neue Angestellte ohne hohe tarifliche Ansprüche zu ersetzen. Da das Unternehmen aber hartnäckig darauf bestehe, es handele sich nur um Einzelfälle und keineswegs um eine Strategie, sei man leider auf Vermutungen angewiesen. „Aber wir kriegen doch mit, was da in allen möglichen Regionen läuft.“ Die Informationspolitik von Schlecker sei katastrophal.

Parallel zu den Schließungen plane Schlecker Stundenkürzungen von bis zu fünf Wochenstunden. „Das geht ins Geld“, so Ritter.

Darüber hinaus kritisierte Ritter die aus der Sicht von Ver.di allgemein sehr schlechten Arbeitsbedingungen bei Schlecker. In allen Filialen gebe es zu wenig Personal. MitarbeiterInnen seien häufig allein in den Geschäften, was das Risiko von Überfällen deutlich erhöhe. Ein Bild, das die Angestellten von Schlecker auf Anfrage allerdings nur teilweise bestätigen wollten.

Einige Mitarbeiterinnen wiesen die Vermutungen von Ver.di sogar zurück und verwiesen auf die zahlreichen Neueröffnungen. Es sei verständlich, dass unrentable Zweigstellen zugemacht werden müssten. Die Befürchtungen von Ver.di seien „zu heiß gekocht“. Andere dagegen schenkten der Darstellung der Gewerkschaft durchaus Glauben und beklagten, die Konzernleitung lasse sie im Unklaren.

Weitgehende Übereinstimmung herrschte in der Einschätzung, dass zu wenig Personal in den Filialen vor Ort sei. „Teilweise kann man nicht mal auf die Toilette gehen“, meinte eine Angestellte, die wie die übrigen nicht namentlich genannt werden wollte. OLIVER MARQUART