vorlauf
: Little Buddha

„Hubert Burda – mein Leben“, (So., 18.15 Uhr, Arte)

„Ich bin das Chaos, du das Gesetz“, sagt Maria Furtwängler, und Hubert Burda guckt dumm aus der Wäsche. Seine „Amazone und Bäuerin vom Tegernsee“ (Burda) spielt ihn voll an die Wand. „Du hast mich gewählt, weil ein Mann seine Frau ernähren können muss“ – nein, Herr Burda, das macht die Sache auch nicht besser. Aber lieben tun sie sich trotzdem. Hauptsache.

Und dann geht’s in Felix Schmidts Durchmarsch durch den Kosmos des Hubert Burda wieder um den Verleger B., der sich immer noch mit Focus-Chef Helmut Markwort siezt, obwohl ihn schon die erste Nullnummer des bunten Blattes so „rauschhaft begeisterte“, dass er glatt „eine halbe Flasche Franzenberger ausgetrunken“ hat. Der nach wie vor auf das Internet setzt, aber klug genug war, erst mal die anderen machen – und scheitern – zu lassen. Und der trotz Firmenjet seine Heimat braucht: „Ich will, dass es Offenburg gut geht“, sagt er ziemlich zu Anfang des Films.

Burda, das ist ein Unikum unter Deutschlands Verlegern, ein bei allem Ehrgeiz und persönlicher Eitelkeit grundzufriedener kleiner Buddha, bei dem „Zum-Aufstehen-Gedichte-Lesen“ und Bunte verlegen eben kein Widerspruch darstellt. Der diverse Kunstpreise stiftet und sich zum Gedächnis des früh verstorbenen Sohnes aktiv in der Wissenschaft vom Bild und seiner Wirkung engagiert. Und neulich aus ganz kommerziellen Gründen die deutsche Ausgabe des Playboy übernommen hat. Felix Schmidts Film bildet diese Vielschichtigkeit zwar souverän und manchmal sogar in eher langweiligen Bildern von Flussfahrten und Dichterlesungen ab. Wie der Mensch Hubert Burda wirklich tickt, bleibt aber weiter sein Geheimnis. Ganz so, wie es sich für einen badischen Buddha gehört.

Wer übrigens mehr von „Frau Burda“ sehen möchte: Gleich im Anschluss, „Tatort“ (20.15 Uhr, ARD). Da heißt Maria Furtwängler Charlotte Lindholm. Und ist als Kommissarin garantiert nicht das Chaos, sondern das Gesetz.

STEFFEN GRIMBERG