Begehrte Papageien

Ohne Zauberer war Frankfurt in Bremen chancenlos: Werder gewinnt mit 3:1 und bleibt oben

Bremen taz/dpa ■ Der Qualitäts-Unterschied im Weserstadion war krass. Schnell war erkennbar, welches Team seine Daseinsberechtigung in der Bundesliga weniger durch sportliche Erfolge denn durch den hohen Entertainmentfaktor im Vereinsumfeld erkämpft und welches Team sich sportlich in den oberen Tabellenregionen festsetzen möchte. „Wir haben nicht die Klasse der Bremer. Deshalb versuchen wir, mit unseren Möglichkeiten das Optimale zu erreichen“, erklärte Frankfurts Trainer Willi Reimann nach der 1:3-Niederlage seines Teams in Bremen. Emotionslos fügte er hinzu: „Wenn man in Frankfurt einen Zauberer haben wollte, dann bin ich es nicht.“

Ganz anders klingt es bei den orange beärmelten Weser-Papageien: „Wenn unsere Mannschaft so weiterspielt, dann sind wir schwer zu schlagen“, frohlockte Werders Sportdirektor Klaus Allofs nach dem dritten Sieg innerhalb einer Woche. Mehr Sorgen als der Spielverlauf dürften ihm die billigen Fälschungen des vor der Saison kontrovers diskutierten neuen Trikots machen, vor denen Werder schon öffentlich (“Der große Erfolg animiert immer mehr Produkt-Piraten, billige Fälschungen via Internet anzubieten“) warnt.

Punktpiraten gab es im Weserstadion indes nicht. Bereits in der 18. und 24. Minute legte Werder zwei Tore vor. Zunächst umkurvte Ailton mehr handwerklich als schwindelerregend die Frankfurter Abwehrspieler, um dann gegen die Laufrichtung von Torwart Nikolov einzuschießen. „Ich will Tore machen. Das ist gut für mich und Werder“, meinte der „Kugelblitz“ nach seinem 10. Saisontreffer und dem insgesamt 70. Tor in der Bundesliga. Danach spitzelte Baumann den Ball aus der Unübersichtlichkeit im Strafraum ins Tor.

Die zweite Spielhälfte wartete vor knapp 35.000 Zuschauern mit zwei Kuriositäten auf: Die Frankfurter kamen, dem Spielverlauf durchaus entsprechend, nicht durch eine eigene Aktion zum Gegentor. Werders Schlussmann Andreas Reinke ließ eine harmlose Flanke von Chris durch die Finger gleiten, sodass der glitschige Ball ins Tor kullerte (66.). Der schönste Pass des Nachmittags indes kam von den Bremern. Aus dem Mittelfeld wurde der außerhalb des Platzes stehende Ivan Klasnic angespielt. Verzweifelt hob er die Arme, vergaß die Verwunderung aber rasch und machte fünf Minuten später (71.) mit einem Tor klar, was vor Anpfiff schon feststand. Ohne Zauberer kann kaum ein Team in Bremen bestehen. TIM SCHOMACKER