DAS MÜSSEN SIE WISSEN

Franz Müntefering, Fraktionsvorsitzender der SPD, hat der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gestanden, „kein großer Filmfan“ zu sein. Umso größer sei dafür seine Gewissheit, dass über „unsere Zeit“, also „diese Tage im Herbst 2003“, irgendwann einmal ein Film gedreht werde. Wie der ausgehen wird, weiß Müntefering natürlich auch: mit einem Happy End. Sein Titelvorschlag: „Agenda 2010“.

Eine brillante Idee, die die taz-Filmkommission gerne mit einem 6-Eckpunkte-Programm „Drehbuch – Agenda 2010“ unterstützen möchte:

Der bessere Titel: Herbstklopfen

Der Schauplatz: die Katakomben der Macht. Kammerspiel in der stillgelegten U-Bahn-Station unter dem Reichstagsgebäude. Bläuliches Licht. Ein langer Konferenztisch. An der Wand die Projektion eines aktuellen Newstickers. Eine überdimensionale Deutschlandkarte mit einsamen Leuchtkegeln: SPD-Regierungsbastionen

Der Held: das Reformpaket, das Deutschland für immer verändern wird.

Das Problem: Der Held benimmt sich sozial ungerecht. Das Volk begehrt langsam auf. Die eingeschworene Koaltitionsgemeinschaft braucht einen Antihelden, der wieder Wärme über das fröstelnde Land bringt.

Die amouröse Verstrickung: Findet in dieser Form nicht statt. In den Spinden des konspirativen Regierungszirkels allerdings: Poster der alten Sabine Christiansen.

Das Happy End: Der Kanzler macht die Wahl des Antihelden zur Chefsache. Sie fällt auf Franz Müntefering. Nach anfänglichem Unbehagen in dieser Rolle entschließt sich der Antiheld, einen Kurs in emotionaler Rhetorik zu besuchen und verabschiedet sich von seinem Motto „Sprich in kurzen Sätzen“. Mit Erfolg: Das Land verödet mit Gefühl. SL