96 hört die Signale

Schröter verzögert die Stimmungsmache gegen Ewald Lienen. Hannover gewinnt gegen Wolfsburg mit 3:0

Hannover taz ■ Ewald Lienen und Uwe Bahn, Moderator des NDR-Sportclubs, werden keine dicken Freunde mehr werden. Anstatt über die sportlichen Leistungen von Hannover 96 zu reden, sollte Lienen erklären, warum er Probleme im Umgang mit den Medien hat. Der ehemalige HSV-Stadionsprecher Bahn ließ Lienen nicht ausreden, der war stinksauer. Lienen fühlt sich von der Presse schlecht behandelt, seit Jahren schon. Hinter den „Lienen raus“-Rufen von Fans vermutet er schnell eine gesteuerte Kampagne gegen seine Person. Dann sagt er Sätze wie: „Ich kann den Zuschauern gar keinen Vorwurf machen. Diese Stimmung ist von bestimmten Medien vorbereitet worden.“

Lienen paranoide Züge im Umgang mit der Öffentlichkeit vorzuwerfen ist so neu nicht. Wohl aber die Art und Weise wie der ehemalige Klassen- vorurteilsbehaftet zum Pressefeind geworden ist. Der Coach ist gefangen in einem von ihm gepflegten Klischee. Trotz der ewig schlechten Publicity ist Ewald Lienen noch immer Trainer in der niedersächsischen Landeshaupstadt und 96 nach dem Sieg am letzten Spieltag gegen Hansa Rostock auch nicht mehr das Schlusslicht der Tabelle. Dennoch will 96-Manager Ilja Kaenzig erkannt haben, dass die „Experimentierphase vorbei ist“. Was vor allem als Signal an Lienen zu verstehen ist.

Im Niedersachsenderby gegen den VfL Wolfsburg hörte Silvio Schröter die Signale und drosch in der siebten Minute den Ball volley zum 1:0 für Hannover ins Netz. Schröters Tänzchen im Wolfsburger Strafraum in der 64. Minute führte schließlich zum 2:0 für 96. Das 3:0 von Daniel Stendel in der Nachspielzeit zeigte die Überlegenheit der 96er eindrucksvoll.

Dabei wollte Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Fuchs „auch nach der Länderspielpause weiterhin erfolgreich bleiben“. Doch der bisherige Tabellenführer kam nur selten zu Chancen. Die Reisestrapazen seiner argentinischen Nationalspieler will er aber als Entschuldigung gelten lassen. „Wir werden künftig ein wenig rotieren. Den gestiegenen Konkurrenzkampf im Training nehme ich mit Freude zur Kenntnis“, sagte der Belgier.CST/FOG