Konzeptsuppe und Themenpasta

Kürbis-Ravioli auf Buttersauce mit Parmesanflocken, Hühnerbrust auf Kochbananen-Ingwer-Sauce an Yucca-Pataten: Die Schweizer Gruppe Yello feierte 25-Jähriges, lud deshalb ins Adermann zum Diner und ließ das Gelbliche dominieren

Alle waren gekommen: Westbam, Hell und Sven Väth. Zwar hatten sie wohl ohnehin in der Stadt zu tun, doch Letzterer hatte sogar ein Geschenk mitgebracht, das er mit den Worten „Ich bin Sven Väth und hab ein Geschenk mitgebracht“ in die Hände des dankbaren Dieter Meier übergab. Der Anlass der Zusammenkunft und der Geschenke war das 25-jährige Bestehen von Yello, die ihr Jubiläum sehr pragmatisch mit der Veröffentlichung eines neuen Studioalbums feierten. Das Album dabei trägt den schönen Titel „The Eye“, was möglicherweise auf die recht bemerkenswerten Augenpaare der Herren Meier (nobel glupschig) und Blank (interessant schielend) verweist. Am Sonntagabend lud jedenfalls die verantwortliche Plattenfirma Motor ins Adermann zum Diner, wo sieben Tische mit jeweils acht Gedecken für ein viergängiges Menü vorbereitet standen.

Um die Feier angemessen feierlich zu gestalten, folgte sie einem erprobt feierlichen Verlauf, der mit Begrüßungsgetränken (2002 Riesling Kabinett Champion „Steinberger“) und Begrüßungsreden seinen Anfang nahm. Erst ergriff eine namentlich unbekannte Plattenfirmenvertreterin das Wort, welches sie dann an den namentlich unbekannten Plattenfirmenvertreter übergab, der Yello vor über zwanzig Jahren entdeckte. Weil er schon deshalb auf eine Vielzahl von Yello-Anekdoten zurückgreifen konnte, nutzte er die Gelegenheit auch reichlich aus, ohne sich dabei von Dramaturgie und Pointenzwang gängeln zu lassen. Zum Glück wusste aber auch Dieter Meier einen guten Witz, den er tatsächlich mit viel Gespür für Spannung und Tempo vortrug, weshalb alle herzlich lachten und sich an die mit Namenskarten versehenen Tische begaben.

Als Gruß aus der Küche gab es eine Minibanane im Mantel aus Wetterauer Landschinken mit Mandarinen-Zimtsauce und Salbei-Tempura. Anschließend eine Selleriecremesuppe mit Pumpernickelcroutons und Rotwildschinkenstreifen. Dann Kürbis-Ravioli auf Buttersauce mit Parmesanflocken sowie zum Hauptgang Hühnerbrust auf Kochbananen-Ingwer-Sauce an Yucca-Pataten. Als Dessert wurde Lebkucheneis mit Zimtsahne und Waldbeeren gereicht. Dazu gab es jeweils passenden Wein.

Um das Yello-Menü, das den viel versprechenden Titel „The Taste Of Music“ trug, dabei noch Yello-gerechter zu gestalten, war jedem Gang ein Titel des neuen Albums zugeordnet. So waren „Unreal“ für die Suppe und „Bougainville“ für die Pasta vorgesehen, wobei es aber stets leichte Verzögerungen gab, weil die Lieder zu kurz waren, um über 50 Gäste zeitgleich zu bedienen. Zwar waren die Portionen derart übersichtlich, dass man leichte Verspätungen durch beschleunigtes Verspeisen ausgleichen konnte, doch dies war wahrscheinlich im Sinne des Koches, der sich bei dem Menü sicher etwas gedacht hatte.

Bloß was? Es fiel jedenfalls auf, dass passend zum Bandnamen, dem nur ein Buchstabe zu einem wirklichen Gelb fehlt, ein Menü aufgetischt wurde, in dem das Quasi-Gelbliche dominiert. Während die Selleriecremesuppe unter Umständen für das Gutbürgerliche ihrer Schweizer Herkunft stand, spiegelten sich in den eher exotischeren Zutaten (Kochbananen, Ingwer etc.) womöglich ihre fremdländischen musikalischen Interessen wider. Die Pasta verwies wiederum auf Italien und auf Lebensart, während das Dessert vielleicht aussagte, dass nicht jede ihrer Kompositionen funktioniert. Pasend zur Musik waren auch die Speisen nicht besonders heiß, dafür aber irgendwie sympathisch, weil man ja immerhin eingeladen wurde, und es dann eigentlich egal ist, ob einem alles schmeckt. HARALD PETERS