Globales Joint Venture der Fernsehmacher

Chinesischer Konzern TCL fusioniert mit Frankreichs Thomson-Gruppe zum größten TV-Hersteller der Welt

BERLIN taz ■ Die Welt hat einen neuen Fernsehgiganten: Der chinesische TV-Gerätehersteller TCL und die französische Elektronikgruppe Thomson bilden ein Joint Venture zur Produktion von Fernsehern und DVD-Spielern. Jährlich sollen nach Angaben von Thomson 18 Millionen TV-Geräte hergestellt werden.

Durch die geplante Zusammenarbeit erschließt sich die neue Firma TCL-Thomson Electronics Märkte in Europa, Asien und den USA. TCL ist derzeit die Nummer zwei in der chinesischen Fernseherproduktion und Marktführer bei Mobiltelefonen. Zwar machen die Marke Thomson im europäischen TV-Gerätegeschäft Verluste, doch zum Konzern gehört auch die amerikanische Tochter RCA, mit 13 Prozent Marktanteil die Nummer eins im US-amerikanischen Fernsehermarkt.

Das neue Unternehmen, an dem TCL 67 Prozent und Thomson 33 Prozent der Anteile halten, soll 2004 mit rund 20.000 Mitarbeitern weltweit die Produktion aufnehmen. Vorher müssen die Aufsichtsbehörden noch zustimmen. Der künftige Jahresumsatz wird auf umgerechnet mindestens drei Milliarden Euro geschätzt.

Thomson wird – trotz seines geringeren Anteils – nach eigenen Angaben Schlüsselpositionen im Management der Gemeinschaftsfirma besetzen. 9.000 Thomson-Mitarbeiter sollen in der neuen Firma tätig sein, Stellenstreichungen seien nicht geplant. „Unsere Geschäftsaussichten werden durch diese Vereinbarung auf eine völlig neue Stufe gestellt“, sagte Thomson-Chef Charles Dehelly der Financial Times. Laut Absichtserklärung beider Konzerne sollen die Geräte in Europa und Nordamerika als Thomson und RCA vermarktet werden, während in Asien und den Schwellenländern die dort bekanntere TCL-Marke verwendet wird.

„Das ist ein großer Abschluss – die Hochzeit der größten TV-Geräteverkäufer in China und den Vereinigten Staaten“, sagte der japanische Analyst Zhao Hongli der Agentur Reuters. Die größten Konkurrenten auf dem TV-Markt sind der japanische Sony-Konzern, die südkoreanische LG-Electronics und der niederländische Philips-Konzern.

Mit dem Deal stärkt TCL seine seit Jahren angestrebte Präsenz in Europa. Der Einstieg erfolgte 2002 mit der Übernahme des insolventen deutschen Unterhaltungselektronik-Unternehmens Schneider. Bei Philips war TCL 2001 mit einem ähnlichen Vorhaben 2001 abgeblitzt.

Investoren aus China sind derzeit verstärkt in den europäischen Märkten unterwegs. Auch für die TV-Geräteproduktion des insolventen deutschen Unterhaltungselektronikers Grundig gibt es mit D’Long Interessenten aus China. D’Long hatte bereits im Juni eine Produktionsreihe des insolventen Regionalflugzeugbauers Fairchild-Dornier übernommen. STEFFEN GRIMBERG